Das Wohl und Wehe der deutschen Autohersteller hängt in immer größerem Maß von China ab. Allein der Volkswagen Konzern hat seinen Absatz seit 2011 um 85 Prozent gesteigert. BMW und Daimler kommen im selben Zeitraum auf eine Steigerung von sogar mehr als 150 Prozent.
Die deutschen Hersteller sind mit diesem Phänomen nicht allein. General Motors verkauft mit 42 Prozent all seiner Fahrzeuge schon mehr in China als in den USA (siehe unten). Honda und Nissan setzen im Reich der Mitte 28 beziehungsweise 26 Prozent aller Fahrzeuge ihrer Flotte ab. Tesla verkauft in China immerhin 12 Prozent seiner Fahrzeuge.
Diese Zahlen hat das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach unter Leitung von Stefan Bratzel im Rahmen seiner Studie Automotive Performance 2018 ermittelt. Im Fokus der Studie steht die Position der 20 globalen Automobilhersteller in den wichtigsten Automobilmärkten der Welt.
Die Marktpositionierung entscheide "in erheblichem Maße" über deren langfristigen Erfolg, so der Studienleiter. "Sie ist aber auch janusköpfig, da mit der jeweiligen Marktpositionierung auch erhebliche Risiken verbunden sind, falls ein bedeutender Absatzmarkt in politische oder wirtschaftliche Turbulenzen gerät."
Im Vergleich der globalen Automobilhersteller zeigten sich sowohl die verpassten Chance als auch "inhärente Risiken durch die gewählten Marktpositionierungsstrategien", sagte CAM-Chef Stefan Bratzel. "Langfristig erfolgreich werden solche Hersteller sein, die eine ausgeglichene Marktstruktur aufweisen und schnell auf Veränderungen reagieren können", mahnt er.
Die globale Marktpositionierung der Automobilhersteller offenbart unterschiedliche Schwerpunkte:
Der Volkswagen-Konzern setzt inzwischen 40 Prozent seiner Autos in China ab (siehe Grafik). Das lässt zwar die Kassen klingelt, sollte das Geschäft in China aber aus irgendeinem Grund gestört werden, hätte VW ein großes Problem. Das hat im Audi im Frühjahr 2017 schmerzhaft erfahren, als der Streit mit den dortigen Händlern zu einem deutlichen Absatzeinbruch führte.
Zweitwichtigste Region für den Konzern ist Europa mit 37 Prozent des Absatzvolumens. Auf den weltweit zweitgrößten Automarkt USA entfallen hingegen nur sechs Prozent der Zulassungen, die Verkäufe dort könnten also eine Schwäche andere Märkte nicht ausgleichen.
Toyota hingegen ist in Japan Marktführer und in den USA mit einem Absatzanteil von 24 Prozent ebenfalls stark vertreten, kann in Europa jedoch kaum punkten., hier werden nur 8 Prozent aller Toyotas weltweit verkauft. Im wichtigsten globalen Automarkt China realisieren die Japaner nur 13 Prozent ihrer globalen Verkäufe. Damit profitieren sie zwar nur unterdurchschnittlich vom dortigen Marktwachstum. "Allerdings ist durch die recht ausgeglichene globale Marktpositionierung die Verwundbarkeit von Toyota durch Volatilitäten von Einzelmärkten geringer", resümiert Bratzel.