Der frühere Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht den Einfluss der Autoindustrie auf die deutsche Politik schwinden, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. Die Ursache für diese Entwicklung liege in der "subjektiven Bedeutung, die diese Industrie im Alltagsbewusstsein unserer Gesellschaft und damit auch der Politik für das wirtschaftliche Wohlergehen des Landes und jedes Einzelnen" hat, so Gabriel gegenüber der Zeitung. Immer weniger Menschen würden die Bedeutung von industrieller Wertschöpfung in ihrem eigenen Berufsleben erfahren.
"Damit einhergehend rücken die negativen Seiten industrieller Produktion – zum Beispiel Umweltbelastungen – in den Mittelpunkt des politischen Interesses, insbesondere derjenigen, die glauben, ihre wirtschaftliche Existenz sei quasi unabhängig vom industriellen Erfolg ihres Landes", zitiert die "WamS" Gabriel weiter. Wenn dann noch dramatische Fehler der Industrie hinzukämen – Betrug, überzogene Boni und ignorantes Auftreten einzelner Vertreter der Industrie in der Öffentlichkeit –, dann stehe diese Industrie laut Gabriel auf einmal am Rande der Gesellschaft und nicht mehr im Zentrum.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller sieht den Einfluss der Autobranche laut "WamS" hingegen nicht schwinden. "Die Einschätzung, dass die Automobilindustrie bei Regierungsvertretern kein Gehör findet, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar", wird Müller in der Zeitung zitiert. "Unsere Argumente werden, wie die aus anderen Wirtschaftsbereichen, angehört." Man sei in einem konstruktiven Dialog. "Wir wissen, dass die Debatte über den Diesel Vertrauen und die Bereitschaft zuzuhören gekostet hat – bei den Menschen im Land und in der Politik", so Müller weiter. (os)
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