Hamburg. Bei seiner Analyse der Stellung von Seat im Markenverbund des größten europäischen Automobilherstellers ging James Muir in der Manier eines robusten Fußballstürmers dahin, wo es wehtut. "Die VW-Gruppe ist ein Gewinner, Seat noch nicht", räumte der in Wales aufgewachsene Manager ohne Umschweife ein. Als Vorstandschef von Seat, Sponsor der Uefa Europa League, hatte Muir einige Journalisten zum Finale zwischen Atlético Madrid und Fulham in die Hansestadt Hamburg geladen. Im Vorfeld der Partie wollte Muir auch öffentlich endlich mal Klartext reden über die vielfältigen Probleme der spanischen VW-Marke. Und, natürlich, bei dieser Gelegenheit seine Vorstellungen von einer erfolgreichen Strategie für einen Turnaround des seit Jahren kriselnden Unternehmens konkretisieren. Muir, Inhaber eines Ehrendiploms für die deutsche Sprache der Universität Manchester, brachte es auf eine bündige Formel: "Der Wille ist da."
Für einen bewusst vor Medienmenschen auftretenden Topmanager wählte Muir bei seiner Bestandsaufnahme in Norddeutschland vergleichsweise offene Worte. Da sitzt einer vor ihnen, wurde den Presseleuten schnell klar, der seine Belegschaft auf jede nur mögliche Weise aufrütteln will. Wahrscheinlich aufrütteln muss, angesichts all der gravierenden Sorgen und Nöte. "Seat hatte unter den massiven Auswirkungen der Krise insbesondere im Kernmarkt Spanien zu leiden", musste vor Kurzem VW-Konzernchef Martin Winterkorn bekennen. Das operative Ergebnis von Seat war mit minus 339 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2009 tiefrot. Der Vergleichswert von 2008: 78 Millionen Euro. Ebenfalls "minus", wohlverstanden.