Schrecken Abgasprobleme Absolventen ab?

München. Audiund BMW bleiben bei den Studierenden die beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland. Doch nachdem die Automobilhersteller 2015 die höchsten je festgestellten Attraktivitätswerte verbuchen konnten, ist die Begeisterung bei den Ingenieurstudenten nun deutlich abgebröckelt. Zu diesem Ergebnis kommt das „Graduate Barometer 2016“ des Trendence-Instituts.

„Es hat in den letzten fünf Jahren noch nie eine Branche so geschlossen so viele potenzielle Bewerber verloren wie die Automobilhersteller in diesem Jahr Ingenieure“, betont Trendence-Geschäftsführer Holger Koch. Das Institut vermutet den Abgasskandal als Auslöser für die sinkende Attraktivität der Automobilhersteller.

Aber da der Vorsprung der Premiumhersteller enorm groß war, werden die Platzierungen auch durch die Verluste kaum verändert: Audi liegt bei den Ingenieurstudenten mit 16,2 Prozent (minus 2,4 Prozentpunkte) weiter an der Spitze vor BMW (15,4 Prozent; minus 2,0 ), Porsche (12,7 Prozent; minus 2,0) und Daimler (11,8 Prozent; plus 0,4). Nur VW (8,3 Prozent; minus 2,5) rutscht von Rang fünf auf Platz acht ab. Die Verluste bei Volkswagen entsprächen „fast einem Viertel der potenziellen Bewerber des Vorjahres“, betont Holger Koch. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern falle der Konzern sogar aus den Top 10 heraus.

Weniger deutlich und ohne klaren Trend sind die Veränderungen der Attraktivitätswerte bei den großen Zulieferern unter den Top-50-Arbeitgebern für Ingenieure. Bei Bosch (Platz fünf), Continental (13), ZF (16), Schaeffler (28), Ferchau Engineering (43), Brose, Hella und IAV (alle auf Platz 49) veränderten sich die Bewertungen etwa im Bereich zwischen plus/minus 0,5 Prozent und die Verschiebungen im Ranking blieben gering. Lediglich Hella (plus 0,7 Prozent) machte einen Riesensatz von Platz 108 auf 49. Schaeffler sprang von Rang 39 auf 28 vor. Ford verbesserte sich übrigens von Platz 70 auf 47.

Bei den Studierenden im Bereich Wirtschaft bleiben die Spitzenplätze ebenfalls fest in der Hand der Automobilhersteller, allerdings mit Veränderungen in der in Bewertung oder Reihenfolge. BMW (13,6 Prozent; plus 0,5) baut auf dem Spitzenplatz den Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten Audi (11,0 Prozent; minus 1,3) aus. Daimler (8,6 Prozent; plus 1,1) rückt von Platz fünf auf drei vor und verdrängt Porsche (8,4 Prozent; plus 0,5) auf Rang vier. VW rutscht von Platz vier auf Rang elf ab. Bei den Wirtschaftsstudenten kommen nur Bosch (Platz sechs), Continental (32) und ZF (36) unter die Top 50-Arbeitgeber. Zu den Gewinnern des aktuellen Rankings zählt Trendence die Luft- und Raumfahrtindustrie hebt sowie die Beraterbranche.