Wie gern würde Opel wieder aus den Schlagzeilen der Wirtschaftspresse verschwinden und nur noch positive Schlagzeilen auf den Autoseiten produzieren. Doch mit dem trotzigen Nein zu weiteren Verhandlungen über die Zukunft in Bochum produziert Opel genau das Gegenteil: Negativ-Schlagzeilen auf den Seiten der Wirtschaftspresse.
Verantwortlich für die klare Kante im Unternehmen ist Aufsichtsratschef Steven Girsky. Mit seinen Drohungen von Anfang Februar hatte er die zähen Verhandlungen mit den Arbeitnehmern bewusst befeuert. Sie endeten letztlich in einem Sanierungs-Tarifvertrag, zu dem es nach aktuellem Kenntnisstand keine grundlegenden Alternativen gibt.
Dem neuen, zupackenden Unternehmenschef Karl-Thomas Neumann legt Girsky mit seiner unnachgiebigen Haltung gegenüber den Bochumer Opelanern allerdings ein dickes Ei ins Nest. Ursprünglich sollte Neumann sozusagen unbefleckt sein Amt antreten und sich nicht mit dem bitteren Thema Werksschließung beschäftigen müssen. Jetzt geschieht genau das Gegenteil: Kaum im Amt, muss Neumann die verfahrene Lage entwirren und einen Ausweg suchen, mit dem alle Seiten leben können.
Neumann ist klug beraten, diese nervenzerrenden Verhandlungen nicht persönlich zu übernehmen, sondern sie möglichst outzusourcen. Zwar wäre es fair, wenn Girsky diesen Job zu Ende bringen würde - doch der Amerikaner wird in Bochum nur noch mit Personenschutz auftreten können, deshalb müssen wohl andere diese Aufgabe übernehmen.
Gelingen kann eine Einigung nur durch glaubhafte Maßnahmen des Management einerseits - aber auch durch die überfällige Anerkennung der Bochumer Arbeiterkämpfer, dass ein kranker Baum nicht wachsen kann, wenn er nicht nach allen Regeln der Kunst beschnitten wird.