Samsung zahlt acht Milliarden Dollar

Die größte Akquisition für Samsung seit rund 20 Jahren ist unter Dach und Fach: Der koreanische Elektronikriese übernimmt Harman, den US-Spezialisten für Autoelektronik. Acht Milliarden Dollar zahlt Sam­sung, bekommt mit Harman aber Aufträge aus der Autoindustrie in Höhe von 24 Milliarden Dollar.

Von dem acht Milliarden US-Dollar teuren Deal hätten auch die Harman-Aktionäre einen Vorteil: Sie erhalten 112 Dollar pro Aktie, heißt es in der Samsung-Mitteilung vom Samstag.

Dass die Übernahme so reibungslos ablaufen würde, hatte man bei Samsung nicht erwartet. Noch im Januar sagte Sascha Lekic, Vertriebschef B2B bei Samsung Deutschland: "Wir sind ­guter Dinge, dass die Übernahme bis Mitte 2017 abgeschlossen ist."

"Heute ist für uns alle ein historischer Moment", sagt Young Sohn, Präsident und Chefstratege bei Samsung. Durch den Deal würden die Kunden beider Unternehmen weltweit profitieren. "Wir sehen außerdem viele neue Möglichkeiten, in Zukunft einen nahtlos vernetzten Lifestyle zwischen Auto, Zuhause und dem Arbeitsplatz anzubieten", wird Young Sohn in der Mitteilung von Samsung weiter zitiert.

„Harman bringt die Dinge mit, die sich im Auto abspielen, Samsung hat alles, was außerhalb des Autos in der vernetzten Welt stattfindet“, sagt Samsung-Manager Lekic. Harmans Autogeschäft wird künftig eng mit Samsungs Halbleiter- und Display-Technik verwoben werden. Harman-Chef Dinesh Paliwal versichert: „Bei dem Deal geht es nicht um Einsparungen.“ Es gehe um Synergien.

Durch die Übernahme von Harman steigt Samsung zum wichtigen Zulieferer und Partner für Automobilhersteller auf, denn rund zwei Drittel des Harman-Geschäfts besteht aus Autoelektronik. Unter anderem sind Fahrzeuge deutscher Hersteller mit Unterhaltungselektronik von Harman ausgestattet.

Zugleich entwickelt der Konzern Systeme zur Vernetzung von Autos und Sicherheitssystemen. 36 Marken arbeiten mit Harman zusammen, aktuell seien rund 30 Millionen Fahrzeuge mit Technik des US-Zulieferers auf den Straßen. "Das wird die Industrie durchrütteln", andere Zulieferer kämen stärker unter Druck, sagte Harman-Chef Dinesh Paliwal zu dem Deal in einer Telefonkonferenz.

Branchenkenner vermuten, dass der Wettstreit um die Schlüsselposition für vernetzte Systeme und Elektronik im Auto durch diese Akquisition noch einmal spannen werden könnte.„Harman ist perfekt als Konnektivitäts-Zulieferer für die Auto­industrie ausgerüstet, ist clever gewachsen und hat sich durch Zukäufe stark positioniert. Sam­sung wiederum will intensiv seine Software-Sparte für den Automotive-Bereich nach vorn bringen“, sagtArmin G. Schmidt, Gründer und Geschäftsführer des Software-Unternehmens ATS. Die Autohersteller setzen auf eigene Lösungen, während Apple und Google mit den Plattformen Carplay und Android Auto iPhones und Smartphones mit dem Android-System in den Mittelpunkt rücken.

Auch gibt es schon seit mehr als einem Jahr Berichte, Apple wolle ein eigenes Auto bauen oder zumindest Software für selbstfahrende Fahrzeuge entwickeln. "Samsung wird nicht selbst zum Autohersteller", versicherte der Strategiechef der Südkoreaner, Young Sohn.

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