Kooperation von ZF und eGO

Robo-Bus startet 2019 in Serie

Der autonome Kleinbus e.GO Mover aus dem Joint Venture von ZF und dem Aachener Start-up e.GO soll schon vom kommenden Jahr an in Serie gebaut werden. Die geplanten Stückzahlen sind überraschend groß.

Donnerstag, 28. Juni 2018, 18.08 Uhr

Der Fahrer führt dauerhaft die Längs- oder Querführung aus, Assistenten unterstützen ihn.Audi: Im A8, der 2003 auf den Markt kam, setzte Audi erstmals den Abstandsregeltempomaten ein. Heute wird er in Kombination mit Sensorik verbaut (Level 2) und sorgt so für den richtigen Abstand zum Vorderfahrzeug. BMW: Im April 2000 kam mit dem Facelift des Siebener der Abstandsregeltempomat.Daimler: Mercedes hat erstmals 1962 Technik verbaut, die die Geschwindigkeit geregelt hat. Ab 1975 gab es den Tempomaten serienmäßig, seit 2003 ist der Name „Tempomat“ durch Daimler geschützt.

Das System übernimmt eine spezifische Anwendung, wird aber dauerhaft überwacht.Audi: Der „Audi active lane assist“ erkennt die Fahrspurbegrenzung, steuert leicht gegen und warnt durch Lenkrad-Vibration. Seit 2010 im A7.BMW: Mit dem Stauassistenten kann man im dichten Verkehr bei bis zu 60 km/h „mitschwimmen“. Der BMW Fünfer bekam ihn 2013.Daimler: Der Lenk-Assistent sowie der Stop&Go-Pilot unterstützen den Fahrer in der S-Klasse seit 2013. Zum Drive-Pilot weiterentwickelt, gibt es ihn in der E-Klasse seit 2016 und ab Sommer 2017 in der überarbeiteten S-Klasse.

Foto: Audi

Der Fahrer muss das Steuer übernehmen, falls das System an seine Grenzen kommt. Audi: Der Staupilot im neuen A8 (ab Herbst 2017) fährt auf der Autobahn bis zu 60 km/h. Der Fahrer muss nach Aufforder-ung innerhalb von sechs bis acht Sekunden übernehmen können.BMW: Im gleichgerichteten, abgegrenzten Verkehr, also auf Autobahnen, fährt das Auto selbstständig. Level 3 kommt mit dem BMW iNext 2021. Daimler: Der Fahrer ist innerhalb einer bestimmten Zeit auf der Autobahn übernahmebereit. Daimler hat noch nicht angekündigt, wann Level 3 kommt.

In spezifischen Szenarien und in vorgegebenen Grenzen fährt das Auto schon selbstständig. Audi: Der erweiterte Autobahnpilot fährt von Auffahrt bis Ausfahrt selbstständig und erkennt Baustellen. Ein anderes Szenario ist der Parkhauspilot. BMW: Die Münchner verstehen unter Level 4 ein Auto, das bis auf extreme Wetterverhältnisse oder komplexe Situationen wie Alpenpässe allein fährt. Daimler: Als Einsatzbereiche für Level 4 sieht man etwa bei Car2go Fahrzeuge, die den Nutzer zu Hause abholen – innerhalb bestimmter Grenzen des Systems. Außerhalb muss weiter selbst gefahren werden.

Das Auto fährt komplett selbst, es ist von Start bis Ziel kein Fahrer mehr erforderlich.Audi/Volkswagen: Es ist schwer abzuschätzen, wann autonome Fahrzeuge auf den Markt kommen. Robotaxis oder Minibusse wie der VW Sedric, die nur in definierten Räumen wie der Stadt fahren, wird es wohl eher geben als Fahrzeuge, die jedes Szenario beherrschen.BMW: Zwischen 2020 und 2030 wird es erste Pilotprojekte zu autonomen Fahrzeugen geben – erst auf der Autobahn, dann in Innenstädten. Daimler: Das Auto beherrscht alle Geschwindigkeitsbereiche, Szenarien und Straßentypen.

Der Zulieferer-Riese ZF wird gemeinsam mit dem Start up e.GO schon vom kommenden Jahr an einen kleinen Roboter-Bus in Aachen in Serie produzieren. Der autonome Kleinbus e.GO Mover werde in seiner Serienversion bei der kommenden IAA in Hannover gezeigt, kündigte ZF am Mittwoch an.

ZF-Chef Wolf-Henning Scheider und e.GO-Gründer und Vorstandschef Schuh kündigten jetzt den Start der Serienfertigung ab 2019 in Aachen an. Scheider erwartet in den nächsten fünf bis sieben Jahren eine Nachfrage von rund einer Million solcher Fahrzeuge weltweit. Der Konzern liefert das elektrische Antriebssystem, Lenkung und Bremsen ebenso wie die automatisierten Fahrfunktionen, die vom Zentralrechner ZF ProAI mit künstlicher Intelligenz und ZF-Sensoren gesteuert werden.

Eine erste Kleinserie werde im kommenden Jahr mit rund 400 Fahrzeugen starten, sagte ein ZF-Sprecher auf Anfrage der Automobilwoche. "Das ist aber nur der Anfang. Wir werden in dem Werk eine Kapazität bis zu 10.000 Einheiten im Jahr haben."

Es gebe auch bereits großes Interesse von Kommunen und Verkehrsbetrieben, so der Sprecher. "Zunächst einmal werden die ersten Fahrzeuge in Aachen und in Friedrichshafen zum Einsatz kommen. Aber wir stoßen auf enormes Interesse. Wir stehen in Kontakt zu Kommunen im dreistelliger Zahl." Auch aus dem Ausland gebe es Nachfragen.

"Wir werden kein Fahrzeughersteller"

Vor einem Jahr hatten ZF und e.GO ein Joint Venture zur Entwicklung des neuen Mobilitätskonzeptes vereinbart. Dabei hat ZF eine Minderheitsbeteiligung. "Wir werden kein Fahrzeughersteller", betonte ein ZF-Sprecher.

Diese Aufgabe hat vielmehr das Gemeinschaftsunternehmen e.GO Moove GmbH People und Cargo Mover. Derzeit wird das Werk in Aachen errichtet.

Der Kleinbus für 14 Fahrgäste holt beispielsweise von vorhandenen und neuen Park&Ride-Stationen Pendler und Gäste an den Einfahrtsstraßen der Städte ab, die ihre Autos dort parken und laden.

ZF-Chef: Nutzfahrzeugsegment ganz vorne

„Vom weltweiten Trend zum automatisierten Fahren sowie zur Elektromobilität können vor allem Systemanbieter wie ZF besonders profitieren", erklärte Scheider jetzt anlässlich der ZF Technology Days in Friedrichshafen.

Weitere Beispiele für die digital vernetzten Technologien zeigt ZF in einem autonom und elektrisch fahrenden Zustellfahrzeug für Paketlieferdienste. Der Zusteller muss weder fahren noch selbst parken, denn das Fahrzeug folgt ihm selbstständig und zudem emissionsfrei von Haus zu Haus.

Scheider sieht die Nutzfahrzeuge klar im Vorteil, wenn es um Einführung autonomer Systeme geht. „Wir erwarten, dass sich das automatisierte Fahren auf Werks- und Logistikgeländen, in Hafenarealen oder in der Landwirtschaft zuerst durchsetzen wird."

Wiederkehrende Operationen und eine geringere Komplexität des Umfelds machen dies möglich. Auch in der Güterlogistik sowie beim Personentransport werde sich die Technologie durchsetzen, da Betriebskosten gesenkt und zugleich die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht werden könnten.

Lesen Sie auch:

Unternehmen unter Kooperationsdruck

ZF kooperiert mit e.GO