Renault wirft Nissan Ermittlungs-"Entgleisungen" vor

In der Affäre um den seit November inhaftierten ehemaligen Chef der Renault-Nissan-Allianz, Carlos Ghosn, wird der Ton zwischen den Partnern Renault und Nissan rauer. Renault kritisiert die Vorgehensweise Nissans bei internen Ermittlungen gegen Ghosn. Das französische "Le Journal du Dimanche" zitiert aus einem Schreiben von Renault-Anwälten, in dem sie "ernsthafte Bedenken über die eingesetzten Methoden" äußern und Nissan "Entgleisungen" vorwerfen. Das Schreiben ist bereits von 19. Januar.

Die Zeitung zitiert daraus weiter: "Renault hat genügend Beweise gesammelt, um zu verstehen und zu bedauern, welche Methoden von Nissan und seinen Anwälten eingesetzt wurden, um zu erwirken, dass Beschäftigte von Renault durch die japanische Staatsanwaltschaft befragt werden."

Kritisiert wird auch, dass Nissan auf französischem Boden nach Belastungsmaterial gegen Ghosn gesucht habe - ohne Renault dies mitzuteilen. Zudem habe Nissan versucht, die Wohnräume von Ghosn in den Niederlanden, dem Libanon und Brasilien durchsuchen zu lassen - wiederum, ohne Renault dies wissen zu lassen.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte ein Nissan-Sprecher, die Nissan-Anwälte hätten auf das Schreiben der Renault-Juristen bereits mehrfach geantwortet. Das nun bekanntgewordene Schreiben sei nicht der aktuelle Stand der Gespräche.

Ghosn wird vorgeworfen, über Jahre sein Einkommen bei Nissan zu niedrig angegeben zu haben - und persönliche Verluste auf Nissan übertragen zu haben. Der 64-jährige Manager pocht auf seine Unschuld. Ghosn vermutet ein Komplott seitens Nissan gegen ihn, um eine denkbare Übernahme der japanischen Allianzpartner Nissan und Mitsubishi zu verhindern.

In Folge der Inhaftierung Ghosn in Japan wurde bereits mehrfach deutlich, dass das Verhältnis zwischen den Franzosen und den Japanern in der Partnerschaft nicht unproblematisch ist.

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