Renault-Manager dementieren: „Wir haben keine Schummelsoftware"

Hat Renault eine Software wie Volkswagen eingesetzt, um seine Dieselmotoren bei Emissionsmessungen sauberer erscheinen zu lassen als sie tatsächlich sind? Die französischen Untersuchungsbehörden sind inzwischen überzeugt, dass sie den Beweis dafür gefunden haben. Bereits im Januar wurden staatsanwaltliche Ermittlungen gestartet, wie jetzt bekannt wurde.

Einem Bericht der französischen Tageszeitung "Libération" zufolge hat die Pariser Staatsanwaltschaft am 12. Januar eine Klage gegen Renault eingereicht. "Das Unternehmen hat eine Strategie verfolgt, die zum Ziel hat, die Ergebnisse der Emissionstests zu verfälschen", heißt es in der Klage, wie sie von der Zeitung zitiert wird.

Die Staatsanwaltschaft beruft sich vor allem auf einen Bericht der französischen Antibetrugs- und Verbraucherschutzbehörde DGCCRF vom vergangenen November. Diese Behörde schreibt darin: "Renault hat seine Kunden bezüglich der vorgenommenen Kontrollen getäuscht und insbesondere bei der Homologisierung der Emissionskontrolle." Die Überprüfungen hätten gezeigt, "dass diese Täuschungen schon vor mehr als mehr als sieben Jahren in Gang gesetzt wurden."

Besonders auffällig seien die Emissionswerte beim Euro-6-Dieselmotor des Renault Captur und beim Euro-5-Diesel des Clio IV gewesen - sie hätten unter realen Fahrbedingungen 300 Prozent über den Grenzwerten gelegen. Auch die Modelle Kadjar und Talisman seien auffällig gewesen, wenn auch etwas weniger deutlich.

Die Schlussfolgerung der Behörde lautet:"Diese Ergebnisse erlauben es zu vermuten, dass eine Vorrichtung installiert wurde mit dem Ziel der Täuschung, um spezifisch das Funktionieren des Motors (bei Abgasmessungen) zu verändern."

Französischen Justizkreisen zufolge macht die DGCCRF konkret Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn verantwortlich für die mutmaßlichen Schummeleien.

Die Aktien von Renault verloren nach der Veröffentlichung dieses Berichts am Donnerstag 2,7 Prozent.

Der Hersteller bleibt jedoch bei seiner Linie und dementiert nachhaltig jeglichen Einsatz von Manipulationssoftware. Renault-Vorstandsmitglied Thierry Bolloré bezeichnete am Donnerstag die Vorhaltungen für haltlos. "Renault betrügt nicht," betonte er. "Alle Fahrzeuge wurden homologisiert gemäß den geltenden Vorschriften. Renault bekräftigt erneut, dass seine Fahrzeuge nicht mit Manipulationssoftware ausgerüstet sind", fügte Bolloré hinzu.

Wenig Tage zuvor hatte Vorstandsmitglied Stefan Müller im Gespräch mit der Automobilwoche in Genf ebenfalls jegliche Manipulationen an der Motorsteuerung zurückgewiesen: „Wir haben keine Schummelsoftware in unseren Fahrzeugen verbaut und halten uns selbstverständlich an alle gesetzlichen Auflagen. Unsere Fahrzeuge sind entsprechend der französischen und europäischen Normen und Gesetze homologiert."

Auf die Frage, wie weit Renault die legalen so genannten Thermofenster zum Schutz der Motoren auslege, hatte Müller gesagt: „Bevor wir uns zu Details der Vorwürfe äußern, müssen wir abwarten, was konkret man uns im Verlauf der Untersuchungen vorwirft."