„Die jetzt geforderten und extrem aufwendigen Nachrüstungen der Dieselfahrzeuge zur Stickoxid-Reduktion werden das Problem nicht grundlegend lösen“, sagt Matthias Klingner im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Welt". Er sollte es wissen, den der Professor leitet das Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden.
Grundproblem der Ingenieure ist seit Jahren die so genannte Ruß-NOx-Schere. Wird der Motor so optimiert, das möglichst wenig Rußpartikel übrigbleiben, muss er den Kraftstoff sehr heiß verbrennen. Das hat aber zwangsläufig zur Folge, dass mehr Stickstoff aus der Luft zu Stickoxid (NOx) umgewandelt wird. Die logische Folge: Weniger Ruß, mehr NOx. Wer also wenig Feinstaub will, bekommt unweigerlich höhere Stickoxid-Emissionen.
"Die strengen Grenzwerte für Feinstaub sind letztlich die Ursache für die punktuell hohen Stickoxid-Werte in vielen Städten", erklärt Klingner. Daher seine Forderung. Einfach den Feinstaubwert lockern - sprich erhöhen.
Das klingt nach schlechter Luft und gefährlichen Atemwegserkrankungen. Die "Deutsche Umwelthilfe" zitiert gerne Berechnungen, nach denen jedes Jahr 80.000 Menschen in Deutschland an den Folgen der Feinstaub-Belastung sterben. Doch Klingner hegt Zweifel an diesen Zahlen. „Die bisherigen Warnungen, (...) basieren auf fragwürdigen Hochrechnungen, die sich auf Daten aus den USA stützen“, sagt der Experte: „Das gilt auch für angeblich 64.000 Opfer von Stickoxiden im Jahr."