München. Ganz gleich, wen man fragt: Das "Nein" kommt immer schnell und zügig fällt auch das Wort Kernkompetenz. "Der Metro-Konzern verfolgt momentan keinerlei Pläne für einen etwaigen Auto-Verkauf, sondern konzentriert sich auf sein Kerngeschäft, die klassischen Einzelhandelsaktivitäten", antwortet Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß auf Anfrage von Automomobilwoche.
Der Handelskonzern, der im vergangenen Jahr mit seinen Vertriebsketten Metro, Praktiker-Baumarkt, Media-Markt, Saturn, Kaufhof und Real rund 49,5 Milliarden Euro umsetzte, befindet sich in bester Gesellschaft: Offiziell ist die neue Kfz-Gruppenfreistellungs-Verordnung (GVO), die ab Oktober gilt, für den deutschen Einzelhandel kein Thema. Alle befragten Unternehmen erklärten unterschiedlich in der Wortwahl, aber gleichlautend in der Kernaussage: "Es ist nicht geplant, in den Handel mit Autos einzusteigen" (Edeka-Gruppe), "es gibt zur Zeit keine Bestrebungen, Pkws in die Sortimente unserer Märkte aufzunehmen" (Rewe), "Autos passen jetzt und in Zukunft nicht zu unserer Kernkompetenz" (Obi), "im Bereich Automobilverkauf stehen trotz der GVO-Reform keine konkreten Pläne oder Aktivitäten an", ließ auch Tschibo verlautbaren.
Doch hinter den Kulissen verfolgt die Branche, die in den vergangenen Jahren mit spektakulären Aktionen für Aufsehen sorgte, das Thema sehr genau. Mehr als das. "Fertige Pläne liegen in den Schubladen", weiß Jochen Graf. Er ist Chef von Alternatives Sales Management im südhessischen Lorsch und fädelte im vergangenen Jahr die Punto-Aktion der baden-württembergischen Edeka ein. Die Supermarktkette bot Fiat Punto plus MZ-Motorroller, Handy, Fotokamera und Computerzubehör zum Paketpreis von 24.500 Mark an - die folgenden Prozesse hinterließen allein bei Graf und Partner Edeka Kosten von fast 400.000 Euro in den Bilanzen.
Das war vor Änderung der GVO. Jetzt werden die Karten neu gemischt. "Die Branche steht in den Startlöchern", sagt Graf, der mit mehreren Konzernen an Konzepten arbeitet - aber noch keine Namen nennen will. Nur das: Es seien SB-Ketten des Lebensmitteleinzelhandels dabei, auch Warenhäuser und Cash-and-Carry-Märkte, also Selbstbedienungs-Großmärkte für Gewerbetreibende und Gastronomie.
Am spektakulärsten scheint das Zwei-für-eins-Paket, das Graf für einen großen Cash-and-Carry-Markt entwickelt hat: Zum Preis von voraussichtlich 31.000 Euro gibt es einen Seat Alhambra Signo, dessen deutscher Listenpreis bei etwa 35.000 Euro liegt. Für sich genommen nicht unbedingt ein Preiskracher - aber inklusive ist ein Ford Fiesta, dessen Preisliste hier zu Lande bei 12.000 Euro beginnt. Möglich machen dies traumhafte Einkaufskonditionen - für den Alhambra erzielt Graf nach eigenen Worten auf dem EU-Importmarkt "einen Preisnachlass von 35 Prozent." Zielgruppe des Pakets: Selbstständige, die zusammen mit dem gut ausgestatteten Van-Firmenauto noch den Zweitwagen für die Familie kaufen.
Mehr an Otto-Normalverbraucher richtet sich ein Konzept, das Graf für eine große Lebensmittel-Einzelhandelskette entwickelt: Sie will alle zwei Wochen ein anderes Auto als Sonderangebot anbieten. "Dabei ist in erster Linie an Volumenmodelle gedacht, um breite Käuferschichten anzusprechen", so Graf. Der Kunde kann mit einem Rabatt von rund 25 Prozent rechnen - den er jedoch nicht in bar, sondern als Zusatzleistungen erhält. Das Auto kauft er beim örtlichen Händler, der in die Aktion eingebunden ist, zum Normalpreis. Vom Einzelhändler gibt's den Rabatt in Form von Naturalien - etwa gerade besonders beworbene Produkte, Warengutscheine oder eine Zwei-Wochen-Reise für die ganze Familie. "Davon profitieren alle Seiten", betont Graf, "nicht zuletzt der Autohändler, der durch die massive Werbung des Einzelhandels weit mehr Kunden anspricht, als er es mit eigenen Mitteln könnte."
Ein drittes Projekt plant Graf mit einem Warenhauskonzern im Oktober. Promotet werden drei Modelle von VW, darunter der Golf IV, der in sein letztes Produktionsjahr geht. "Jedes der Modelle wird in drei Varianten angeboten, die Ausstattung kann der Kunde zusammenstellen. Nur Klimaanlage und elektrische Fensterheber sind immer obligatorisch." Wer will, kann neben dem Finanzierungs- gleich ein Versicherungspaket mit ordern; der Preis fürs Auto soll rund 24 Prozent unter dem deutschen Listenpreis liegen. Auch hier will sich Graf im EU-Markt bedienen - obwohl die meisten Autos Deutschland gar nicht erst verlassen, sondern direkt aus Wolfsburg kommen.
Der Herbst im deutschen Auto-handel könnte somit heiß werden. Einige Unternehmen bauen schon vor. "Nicht ausschließen", mag Rewe-Sprecher Andreas Krämer, "zeitlich begrenzte Sonderaktionen." Und Joachim Brouio von der Hamburger Edeka-Zentrale zählt "ein attraktives Autoangebot" zu den Highlights, um die Innovationskraft des Unternehmens zu unterstreichen.