Noch nicht wieder alles beim Alten

Das vergangenen Jahr war für Volkswagen erfolgreicher, als viele Beobachter erwartet hatten. Nach dem schwierigen Jahr 2015 gab es wieder deutlich schwarze Zahlen. Die Dividende soll bei 2,00 Euro pro Aktie liegen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Für 2015 hatten die Anteilseigner nur elf Cent erhalten.

Grund für die erfreuliche Entwicklung ist einerseits, dass das Unternehmen 2016 nur noch 6,4 Milliarden Euro Rückstellungen für die Folgen des Abgas-Skandals bilden musste, während es im Jahr zuvor noch 16,2 Milliarden waren. Zudem sind die Absatzzahlen und damit auch der Umsatz trotz des Skandals gestiegen.

Ganz aus dem Schneider ist VW aber noch nicht. Auch wenn sich das Unternehmen mit den US-Klägern geeinigt hat – in Europa laufen weiterhin Prozesse. Geklagt haben sowohl Käufer von Autos mit Manipulations-Software als auch Aktionäre, die durch den Kursabsturz Im September 2015 viel Geld verloren haben.

Das größte Problem in der Bilanz ist die Kapitalflussrechnung: Von den Rückstellungen sind bislang erst drei Milliarden Euro tatsächlich ausgezahlt worden, in diesem Jahr geht Finanzvorstand Frank Witter davon aus, einen zweistelligen Milliardenbetrag überweisen zu müssen. Im ersten Quartal stieg zwar der bereinigte operative Gewinn um 40 Prozent, der operative Cashflow hingegen fiel um 78 Prozent auf knapp 300 Millionen Euro.

Zwar hat VW genug Reserven, um diesen Abfluss verkraften zu können, das Geld wird dem Konzern aber anderen Stellen schmerzhaft fehlen: Der Konzern investiert Milliarden in Zukunftstechnologien wie Elektroantrieb, Vernetzung und autonomes Fahren. In den kommenden Jahren werden die Weichen für die Zukunft gestellt, wer hier nicht dabei ist, wird schnell abgehängt.

Zumindest theoretisch könnte VW sich durch den Verkauf von Sparten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, frisches Kapital besorgen. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass der Autobauer den Verkauf der zu Audi gehörenden Motorradmarke Ducati plant.

Zu den Schwachstellen des Konzerns zählen die Mobilitätsdienstleistungen – so hat VW zum Beispiel im Gegensatz zu Daimler und BMW kein Carsharing-Angebot. Auch die USA, der zweitgrößte Automarkt der Welt, bleibt für die Wolfsburger schwierig. Zum einen treffen die Modelle nicht den Geschmack der Kunden, zum anderen hat der Abgas-Skandal das Image ramponiert. Mit dem neuen großen SUV Atlas und dem Tiguan XL will VW nun die Wende schaffen.