Der neue Renault-Präsident Jean-Dominique Senard wird kurz nach seiner Ernennung bereits mit seichtem Gegenwind konfrontiert.
Wie unter anderem das Branchenportal "Automotive News Europe" mit Bezug auf eine mit der Sache vertraute Person berichtet, weigere sich das japanische Allianz-Mitglied Nissan, Senard als Verwaltungsratsvorsitzenden anzunehmen.
Diese Doppelrolle hatte vor Senard bereits dessen seit November inhaftierter Vorgänger Carlos Ghosn gehabt.
Der französische Staat ist mit 15 Prozent der Anteile der einflussreichste Anteilseigner bei Renault und kann somit Einfluss auf den Hersteller ausüben, der wegen des wiederum hohen Stimmenanteils an Nissan auch den Partner direkt betrifft.
Doch die Regierung habe dem Bericht zufolge angedeutet, dass man Nissan selbst entscheiden lassen wolle, wer den Posten erhält.
Nissan hatte Anfang der Woche angedeutet, man wolle Senard nach einer Aktionärsversammlung im April als Direktor in den Vorstand berufen.
Es deuten sich damit tiefgreifende Veränderungen bei der Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi an, nachdem Ghosn, der als Architekt des Markenverbunds gilt und der sich stets als klare Nummer eins sah und auch entsprechend präsentierte, nicht mehr verfügbar ist.
Senard gilt dagegen als Mann der leisen Töne–ja als eine Art Gegenentwurf zu Ghosn.
Nissan sei nun bestrebt, das Einflussgefälle zu beseitigen, heißt es in dem Bericht weiter. Nissan-CEO Hiroto Saikawa hatte zuvor bereits kritisiert, Ghosn habe während seiner aktiven Zeit zu großen Einfluss auf das Unternehmen gehabt – und Entscheidungen nicht immer im Interesse der Japaner getroffen.
Nissan habe nun ein Komitee einberufen, das Vorschläge zur Verbesserung der Unternehmensführung ausarbeiten soll – auch personeller Natur. Erst danach werde man sich im Detail zu der Sache äußern.
Der 64 Jahre alte Ghosn war am 19. November in Tokio wegen des Vorwurfs des Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden.
Außerdem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert. Er vermutet einen Komplott. (mer)
Lesen Sie auch:
Schloss Versailles gemietet: Renault schaltet im Fall Ghosn Justiz ein
Kopf der Woche: Jean-Dominique Senard, der Gegen-Ghosn
Absatz 2018: Nissan bremst Wachstum der Auto-Allianz mit Renault
Erstes Interview nach Festnahme: Carlos Ghosn vermutet Komplott von Rivalen