BMW bringt Shooting Brake

Der Concours d’Elegance an der Villa d’Este ist nicht nur der wichtigste europäische Oldtimerevent des Jahres. Sondern für Gastgeber BMW ist er auch traditionell die Bühne für die Enthüllung eines neuen Concept Cars. Und weil sich hier alles um Klassiker dreht, werfen die Designer den Blick ausnahmsweise mal nicht nach vorn, sondern zurück. Wenn sie im diesem Jahr mit allerlei Glanz und Gloria das Tuch vom Concept Touring Coupé ziehen, ist der ebenso handliche wie elegante Shooting Brake deshalb zuallererst mal eine Hommage an den Genuss der großen Fahrt, der dazu einladen will, die maßgeschneiderten Koffer hinter die große Klappe zu werfen und über die Pässe zu entfliehen, die den Comer See vom Norden Europas trennten.

Und natürlich fühlt sich dabei jeder gleich auch an das früher verlachte und heute so geschätzten Z3 Coupé erinnert, das damals als Turnschuh verspottet wurde, nach mittlerweile exakt 25 Jahren aber ein gesuchter Youngtimer ist. Schließlich basiert die Studie auf dem Z4 und ist mit ihren gut 4,50 Meter Länge ähnlich handlich. Nur ein   bisschen höher ist sie natürlich und wegen ihres leidenschaftlichen, fast wollüstigen Hecks vor allem deutlich breiter. Doch die Ahnentafel weist noch weiter zurück - zum 2002ti touring aus den 70ern zum Beispiel, von dem der innen wie außen in großzügiger Häufigkeit aufgebrachte Schriftzug stammt und streng genommen sogar bis zu dem in der Mille Miglia berühmt gewordenen 328 Coupé aus den 1940ern, an das die speziellen Rippen im Kühler erinnern wollen.

Und auch der Antrieb ist fast schon retro. Denn während sich Designstudien heute kaum mehr ohne Stecker oder am besten gleich voll elektrisch auf die Bühne wagen, leistet sich BMW den Luxus und belässt es beim Verbrenner. Wie im Z4 M40i steckt unter der Haube deshalb der bekannte 3,0 Liter Reihensechszylinder, dem zwei Turbis 340 PS einblasen. Rein theoretisch sind damit deshalb Sprintwerte von 4,5 Sekunden und bestenfalls 250 km/h drin - wenn denn jemand den im Lederetui geschützten Schlüssel ergattern würde.

Während die Ingenieure von der Technik die Finger lassen mussten, durften sich die Designer dafür kräftig austoben. Das gilt nicht nur für die handgedengelte Aluminium-Karosserie mit der vergleichsweise großen Klappe zu einem Kofferraum, der bald dreimal so groß ist wie im Z4 und entsprechend reisetauglich. Sondern das gilt vor allem für die Abteilung Color & Trimm mit einem eigens angerührten Lack, in dessen grau-braunem Grundton Pigmente in blau schimmern wie die Wasser des Lago di Como, mit handvernähten Lederbezügen auf den Sitzen, deren grobe Kedern an Baseball-Handschuhe oder an den ersten Audi TT erinnern, mit neu programmierten
Digitalinstrumenten und ledernen Fußmatten, die edler sind als viele Handtaschen.

Offiziell ist die Studie natürlich nur ein One-Off und wie oft man auch nach deren Aussichten fragt, flüchten sich die Bayern in die üblichen Floskeln, wollen „die Reaktionen des Publikums studieren“ und „den Markt beobachten“. Und natürlich spricht auf der einen Seite aktuell nicht viel für ein weiteres Nischenmodell mit Verbrenner. Doch mit dem Z4 als Basis und Karosserieteilen aus der Presse statt der Denglerei ließe sich der Shooting Brake schnell und einfach umsetzen und könnte so vielleicht die Karriere des Roadsters verlängern. Denn nur, weil sich in diesen Tagen kaum einer mehr für Cabrios und Roadster interessiert, hat die große Reise zu Zweit nichts von ihren Reizen verloren.

Aus dem Datencenter:

Automarkt Deutschland im April 2023