Der massive Absatzeinbruch in der deutschen Autobranche bereitet Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch VW-Aufsichtsratsmitglied ist, große Sorgen. "Ich befürchte, dass wir bis zum Herbst noch viele schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie hören werden – und zwar ganz unabhängig davon, ob es eine zweite große Infektionswelle geben wird", sagte Weil in einem Interview mit der "Wirtschaftswoche". Die Nachfrage sei nach wie vor auf einem erschreckend niedrigen Niveau.
Stephan Weil sagte, er mache sich derzeit weniger Sorgen um die großen Autokonzerne, sondern vielmehr um die zahlreichen kleinen und mittleren Zulieferbetriebe. Er sei deshalb "der festen Überzeugung, dass wir weitere Hilfen für diese deutsche Schlüsselindustrie dringend benötigen". Es gehe jetzt nicht nur um den Erhalt von Arbeitsplätzen, sondern um den Erhalt ganzer Wertschöpfungsketten, die bis zur Stahlindustrie und der chemischen Industrie reichten.
Der Ministerpräsident will sich in Gesprächen mit der Bundesregierung für neue Konjunkturhilfen für die Autoindustrie einsetzen. "Darüber müssen Bund und Länder jetzt intensive Gespräche führen", sagte der SPD-Politiker in dem Interview. "Wir haben es derzeit nicht nur mit einer üblichen Konjunkturkrise, sondern mit einer außergewöhnlichen – mindestens zwei Jahre andauernden – Wirtschaftskrise zu tun, der wir auch mit außergewöhnlichen staatlichen Maßnahmen begegnen müssen." Er sei auch dafür, das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verlängern. (os)
Lesen Sie auch:
Dickes Plus im Autobau: Deutsche Industrie produziert im Juni wieder mehr
Vor allem in der Autobranche: Industrieaufträge erholen sich unerwartet stark
"Die Rezession ist vorbei": Wirtschaftsexperten sehen Konjunktur auf Erholungskurs
Aus dem Datencenter:
Veränderung der Prognose für Neuzulassungen in 2020 aufgrund der Corona-Krise