Mit Krisen hat Michael Lohscheller Erfahrung. Als er Mitte 2017 an die Spitze von Opel trat, übernahm er einen Autobauer, der seit 18 Jahren keinen Gewinn mehr erzielt hatte. Konzernmutter General Motors hatte schließlich die Reißleine gezogen und sich von der chronisch defizitären Tochter verabschiedet. Mit dem Wechsel zum neuen Eigner PSA verließ auch Opel-Chef Karl-Thomas Neumann das Unternehmen und der bisherige Finanzvorstand Lohscheller übernahm den Vorstandsvorsitz.
Der zweifache Familienvater zeigte sich der Aufgabe gewachsen: Die schon von seinem Vorgänger angeschobenen Veränderungen und der strikte Sparkurs, den Lohscheller auf Drängen von Konzernchef Carlos Tavares einschlug, zeigten schnell Erfolg. Schon Anfang 2019 konnte Lohscheller für 2018 den ersten Gewinn seit 1999 verkünden. Doch Streit mit den Arbeitnehmern, unter anderem um das Entwicklungszentrum, und der weiter sinkende Marktanteil trübten das Bild, auch die Händler sind alles andere als zufrieden mit der Marke.
Lohscheller hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er Ergebnisse erzielen kann und keine Angst davor hat, sich notfalls unbeliebt zu machen: Sollten nicht genug Beschäftigte freiwillig ausscheiden, werde es zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, kündigte er an und löste einen Sturm der Entrüstung aus.