Angela Merkel hat das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu haben, als unrealistisch bezeichnet. "So, wie es im Moment aussieht, werden wir dieses Ziel nicht erreichen", sagte die Bundeskanzlerin bei einem Fraktionskongress, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der Durchbruch könne allerdings sehr plötzlich kommen, wie das Beispiel der Smartphones zeige. Deutschland müsse sich also weiterhin auf die Elektromobilität vorbereiten.
Merkel verabschiedet sich vom Elektroauto-Ziel
Obwohl es seit vergangenem Jahr eine Kaufprämie gibt, läuft der Verkauf bisher sehr schleppend. Die Gründe sind seit Jahren bekannt: Die geringe Reichweite, die lückenhafte Infrastruktur sowie die hohen Preise schrecken die Kunden ab. Nach wie vor sind in Deutschland weit weniger als 100.000 Autos mit Elektroantrieb unterwegs.
Sigmar Gabriel, damals noch Wirtschaftsminister, hatte schon im Januar mit Blick auf das Millionen-Ziel gesagt: "Wenn wir nicht noch die Fahrräder dazuzählen, werden wir nicht mal auf die Hälfte kommen".
Die Grünen sehen in Merkels Eingeständnis eine Bankrotterklärung. Dass Deutschland bei der E-Mobilitäthinterherhinke, sei auch einer Bundeskanzlerin zu verdanken, die das Thema nicht zur Chefsache mache, sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufgabe des Ziels sei eine "klima- und industriepolitische Bankrotterklärung".
Die beiden SPD-Ministerinnen Barbara Hendricks (Umwelt) und Brigitte Zypries (Wirtschaft) haben der Bundeskanzlerin ebenfalls widersprochen. Die Elektromobilität sei für Wirtschaft und Umwelt in Deutschland "von herausragender Bedeutung", sagten beide. "Unsere ambitionierten Ziele für die Elektromobilität in Deutschland sollten wir deshalb nicht einfach aufgegeben, sondern lieber überlegen, wie wir Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität machen." Ansonsten seien sowohl der Auto-Standort Deutschland als auch die Umweltziele in Gefahr. (Mit Material von DPA)
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