Daimler macht es vor und Volkswagen könnte bald nachziehen: Die Truck & Bus-Sparte des VW-Konzerns strebt mehr Eigenständigkeit an - die Arbeitnehmerseite reagiert wohlwollend.
Daimler hatte kürzlich bekannt gegeben, sich in Vorbereitung für eine neue Drei-Säulen-Struktur zu befinden. Endgültig entschieden ist in Stuttgart zwar noch nichts, wie man betonte, Daimler strebe aber an, dass nicht mehr nur die Finanzdienst-Sparte Financial Services, sondern auch Mercedes-Benz Cars & Vans sowie Daimler Trucks & Buses als rechtlich selbstständige Einheit "eine stärkere unternehmerische Verantwortung erhalten".
So oder ähnlich - eventuell sogar mit einem eigenen Börsengang der Truck & Bus-Sparte - könnte es auch bei Volkswagen laufen. Vertreter der Arbeitnehmerseite signalisierten zumindest, so berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass man bereit sei, der Sparte mehr wirtschaftliche Eigenständigkeit zuzugestehen.
Vorige Woche hatten sich eine Delegation um VW-Gesamt-Betriebsratschef Bernd Osterloh zu einem Treffen in London eingefunden, um über die Zukunft der Sparte sowie über die Rolle der Gewerkschaften bei weiteren Kosteneinsparungen zu sprechen. Volkswagen selbst wollte das Treffen nicht kommentieren.
Der Konzern bemüht sich seit dem Wechsel an der Spitze ausgelöst durch den Dieselskandal im Oktober 2015 um mehr Effizienz. Dazu gehört auch, sich von Geschäftsbereichen zu trennen oder sie organisatorisch neu aufzustellen. Bisher lehnt die Arbeitnehmervertretung jedoch größere Umwälzung ab. So stand er Verkauf der Motorrad-Marke Ducati wie auch der Verkauf des Getriebeherstellers Renk und des Motorenbauers MAN Diesel&Turob im Raum - alle drei angestrebten Verkäufe scheiterten bisher aber am Veto der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat.
Ohne ein Ja der Arbeitnehmerseite wäre auch die Abspaltung der VW Truck & Bus-Sparte nicht zu machen. Sie setzte 2016 rund 25 Milliarden Euro um - der gesamt VW-Konzern macht 217 Milliarden Euro Umsatz. VW hat 2015 sein Geschäft mit schweren Nutzfahrzeugen, also mit Bussen und Lkw der Marken Scania und MAN, in einer Holding gebündelt, um mehr Synergien heben zu können. Das klappt bei den Lkw noch längst nicht so gut wie bei den Pkw der verschiedenen Konzernmarken. Der von Daimler abgeworbene Andreas Renschler soll als Chef von VW Truck & Bus die Zusammenarbeit der Marken beschleunigen. Dafür schließt Renschler auch einen Börsengang ausdrücklich nicht aus: "Wir halten uns alle Optionen offen auf unserem Weg, ein weltweiter Champion zu werden", sagte er.
Der Truck & Bus-Chef hatte kürzlich zudem weitere Investitionen angekündigt. Die Sparte werde 1,4 Milliarden Euro in neue Technologien wie Elektroantrieb, autonomes Fahren und Cloud-Software investieren, so Renschler. (ree)
Lesen Sie auch:
Mercedes gewinnt ersten Kunden für vollelektrischen Stadtbus
Mercedes-Benz setzt auf elektrische Transporter
Renschler zu E-Lkws: "Vielleicht waren die deutschen Hersteller zu langsam"