Mehr als 100.000 Fahrzeuge betroffen

Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde EPA wirft Fiat Chrysler Manipulation der Abgaswerte vor. Konkret geht es um eine versteckte Software in leichten Nutzfahrzeugen der Modelle Jeep Grand Cherokee und Dodge Ram mit Drei-Liter-Motoren aus den Jahren 2014, 2015 und 2016.

Ähnlich wie bei VW soll diese Software erkennen, ob sich das Fahrzeug auf dem Prüfstand befindet und so dabei helfen, im Prüfstandmodus die NOx-Grenzwerte einzuhalten. Um wie viel die Emissionen die gesetzlich festgelegten Grenzwerte im Realbetrieb übersteigen, sei noch nicht geklärt.

Da FCA diese Software nicht offengelegt und dennoch Fahrzeuge mit dieser Software verkauft habe, habe das Unternehmen das Gesetz "Clean Air Act" verletzt, heißt es in einer Stellungnahme der EPA. Noch will die Umweltbehörde die eingesetzte Software jedoch nicht als Abschalteinrichtung bezeichnen. Die Ermittlungen laufen noch.

Obwohl man in den vergangenen Monaten im engen Austausch gestanden habe, sei FCA bislang nicht in der Lage gewesen, den Einsatz der Software plausibel zu erklären. Zahlreiche Treffen hätten zu keinen Ergebnissen geführt.

In einer Stellungnahme äußerte sich Fiat Chrysler inzwischen zu den Vorwürfen. Man sei "enttäuscht, dass die EPA sich dazu entschlossen hat, eine Erklärung herauszugeben", heißt es dort. Die Vorwürfe wies der Konzern zurück. "FCA US ist überzeugt, dass seine Abgaskontrollsysteme den gesetzlichen Vorgaben entsprechen", teilt der Konzern weiter mit. Es handele sich bei der eingesetzten Software nicht um eine Abschalteinrichtung.

Man habe in den vergangenen Monaten eng mit der EPA zusammengearbeitet und Vorschläge erbracht, um die Bedenken der Umweltbehörde auszuräumen. Nach eigenen Angaben hat FCA unter anderem angeboten, eine neue Software zu entwickeln.

Auch das deutsche Bundesverkehrsministerium hatte Anhaltspunkte dafür gesammelt, dass Fiat und Jeep Abschalteinrichtungen in ihren Dieselmotoren einsetzen, um die Abgaswerte zu manipulieren. Das berichtete die "Wirtschaftswoche" im Herbst 2016 unter Berufung auf ein Schreiben der Behörde. In dem Schreiben von Ende August mit der Überschrift "Unregelmäßigkeiten in der Abgasnachbehandlung an Fahrzeugen des Herstellers Fiat-Chrysler-Automobiles (FCA)" heißt es, dass der "Nachweis des Einsatzes einer unzulässigen Abschalteinrichtung erbracht" sei.

Der Verdacht bestand schon länger. Bereits im Mai 2016 war ein Fiat 500X mit erhöhten Abgasemissionen aufgefallen. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) unterzog deshalb vier Modelle des Konzerns, zwei Fiat 500X, einen Fiat Doblo und einen Jeep Renegade, genaueren Tests. Bei allen überprüften Fahrzeugen habe sich ein ähnliches Verhalten beim Anstieg von Stickoxidemissionen gezeigt.

Auch bei Tests des französischen Umweltministeriums fielen Fiat-Fahrzeuge negativ auf. Der Fiat 500 X führte den Negativ-Rekord mit 250 mg Stickoxide pro Kilometer (siehe Grafik). Bei einer zweiten Testreihe durchgeführt vom französischen Institut für Kraftstoffe und neue Energien (IFPEN) fiel das Modell erneut durch und stieß das Zehnfache der erlaubten Grenzwerte aus.

Der Volkswagen-Konzern hat sich erst am Mittwoch mit den amerikanischen Behörden auf einen 4,1 Milliarden Euro schweren Vergleich im Abgasskandal geeinigt. In den USA waren knapp 600.000 Fahrzeuge mit der Schummel-Software verkauft worden.

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