Mazda 6 denkt beim Lenken mit

Barcelona. Der kleine japanische Hersteller Mazda geht im Autobau gerne eigene Wege - was er nicht nur durch sein Festhalten am Wankelmotor und am Roadster unter Beweis gestellt hat. Jetzt präsentieren die Japaner bei der Neuauflage ihres Flaggschiffes Mazda 6 eine Neuerung in der Fahrdynamik-Regelung, an die sich bislang noch kein Autobauer gewagt hat.

Mit einer softwaregestützten Steuerung namens "G-Vectoring" will Mazda ein bislang kaum für erreichbar gehaltenes Niveau bei der Lenkpräzision und beim direkten Lenkgefühl erreichen.

Die optischen Neuerungen beim neuen Mazda 6 halten sich dagegen sehr in Grenzen: Die Außenspiegel wurden neu geformt und mit einem LED-Blinker versehen, außerdem wird nun ein neues Lenkrad verbaut, das griffiger sein soll. Erst Anfang 2015 gab es ein Facelift mit zahlreichen optischen Detailänderungen. Neu sind diesmal auch zwei Sondermodelle namens Nakama und Nakama Intense, die künftig dauerhaft zur Wahl stehen sollen.

Marktstart für den Mazda 6 in Deutschland ist der 16. September, dann steht das neue Modell im Handel. Bisherige Privat- und Flottenkunden werden dann eingeladen, das neue Auto in Augenschein zu nehmen. Vom Verkaufsstart an stehen wie bisher die Limousine und der Kombi zur Verfügung. Änderungen im Orderverhalten erwartet der Hersteller hierbei nicht, es dürfte somit weiter bei einem Anteil von 86 Prozent für den Kombi und 14 Prozent für die coupehaft geschnittene Limousine bleiben.

Bei den Benzinmotoren stehen Varianten mit 145, 165 PS und 192 PS zur Verfügung, wobei nur die beiden stärkeren Versionen mit einem 6-Gang-Automatikgetriebe kombiniert werden können. Bei den Dieselmotoren kann zwischen einem 150 und einem 175 PS starken Motor gewählt werden, auch hier ist eine Automatik nur mit dem potenteren Motor verfügbar.

Die Liebhaber eines Allradantriebes werden beim Mazda6 nur in Verbindung mit einem Dieselantrieb fündig. Geschuldet ist diese eingeschränkte Auswahl der Tatsache, dass der Mazda 6 nur in Japan gefertigt wird. Dies bedeutet zum Leidwesen des Handels auch vergleichsweise lange Bestellfristen von mindestens fünf Monaten.

Die Änderungen des Modelljahrganges 2017 liegen tief in der Elektronik des Autos versteckt mit deutlichen Auswirkungen auf das gesamte künftige Modellangebot der Marke. Mit einer Fahrdynamik-Steuerung namens G-Vectoring wollen die Japaner die Steuerung des Fahrzeugs spürbar beruhigen und sicherer machen. Kleine Korrekturen vor allem beim Kurvenfahren sollen seltener nötig werden.

Mazda setzt diese neue Software-Beruhigung des Lenkens bewusst in der Serie ein, die Funktion ist auch nicht abschaltbar. Voraussetzung für das System ist ein sehr schnell auf Gaswechsel reagierender Motor, sei es Benziner oder Diesel, wie der leitende Mazda-Ingenieur Alexander Fritsche vor Journalisten erklärte. „Wir haben versucht, ähnliche Ergebnisse auch mit Motoren von Wettbewerbern zu erzielen, das war aber nicht möglich“, so Fritsche.

Künftig sollen alle neuen und facegelifteten Modelle nach und nach damit ausgestattet werden. Den Anfang macht im kommenden Frühjahr der neue Kompakte Mazda 3. Das G-Vectoring ist aber nur der Auftakt für eine ganze Reihe weiterer Innovationen, die Mazda in den nächsten Jahren im Bereich Fahrzeugdynamik einführen will. Sie sollen weltweit unter dem Begriff „Skyactiv Vehicle Dynamics“ vermarktet werden.

Für den seit diesem Frühjahr amtierenden neuen Mazda-Deutschlandchef Bernhard Kaplan ist der Mazda 6 trotz überschaubarer Verkaufszahlen ein wichtiges Modell: „Obwohl das Segment der oberen Mittelklasse zweifellos ein schwieriges Segment gerade in Deutschland ist, vergessen wir den Mazda 6 nicht. Er spielt in unserer Markenstrategie und in unserem Marketing eine große Rolle. Letzten Endes zahlt der Mazda6 auf die Marke ein."

Kaplan erwartet von dem erneuerten Top-Modell zwar keine Wunder bei den Neuzulassungen, aber eine solide Performance. „Unsere Erwartungen sind realistisch. Wir rechnen damit, dass unser neues Flaggschiff das bisherige Niveau fortschreiben wird und vielleicht keine kleine Schippe drauflegen kann."

In dem schwierigen Segment hat sich der Mazda 6 bislang aber überdurchschnittlich gut geschlagen. Vom bisherigen Modell wurden bis Ende Juli 3780 Einheiten verkauft, der Anteil im Segment lag bislang bei 4,6 Prozent und damit klar über dem Gesamtmarktanteil der Marke in Deutschland, der zuletzt bei 1,9 Prozent lag. Mehrere Rivalen wie der Hyundai i40 (2855 Einheiten), der Toyota Avensis (2471), der Peugeot 508 (1876) und der neue Renault Talisman (1538) liegen in diesem Jahr deutlich hinter dem Mazda 6.

Besonders freut sich Kaplan über den Erfolg des Mazda 6 im lukrativen Privatkundensegment, dort liegt der Anteil mit 28,5 Prozent doppelt so hoch wie der Segmentdurchschnitt von 13,9 Prozent.

Nachholbedarf hat Mazda mit seinem Flaggschiff allerdings im gewerblichen Bereich. Der Durchschnitt in diesem Segment liegt bei gut 46 Prozent, beim Mazda 6 machten Gewerbekunden bislang aber nur 20,7 Prozent aller Kunden aus.

„Um diesen Kanal zu stärken, haben wir deshalb vor kurzem ein attraktives Full-Service-Leasing im Angebot, das sehr gut angenommen wird“, berichtet Kaplan. Positiv für den größten Mazda sei in diesem Geschäft auch die gute Restwertentwicklung und die hohe Loyalitätsrate, die bei diesem Modell bei rund 60 Prozent liege.

Weltweit ist der Mazda6 seit für die japanische Marke ein Erfolg: Seit dem Marktstart Anfang 2013 wurden insgesamt 563.000 Einheiten verkauft, davon 112.000 in Europa und rund 27.000 Einheiten in Deutschland.