Massenhaft Absagen für AMI Leipzig

Leipzig/Köln. Der Automesse AMI in Leipzig droht in diesem Jahr ein schwerer Schlag. Mehrere namhafte Autobauer haben nach wochenlangem Ringen ihre Teilnahme abgesagt.

Am Freitag bestätigten auf Anfrage der Automobilwoche unter anderem Toyota, Ford, Peugeot, Citroen, DS, Renault, Nissan und Mazda, zumindest in diesem Jahr nicht an der Messe teilzunehmen. Aller Voraussicht nach wird die Absage in Leipzig für diese Unternehmen dauerhaft bleiben. Die Messe droht damit zu einer regionalen Verkaufsmesse degradiert zu werden, statt wie seit Langem angestrebt zu einer "Ersatz-IAA" in den Jahren ohne IAA Frankfurt aufzusteigen.

Abgesagt haben nach Angaben aus dem Unternehmensumfeld außerdem bereits Opel, Daimler, Fiat-Chrysler, Suzuki, Honda und Subaru. Damit ist kein einziger japanischer Hersteller mehr vertreten. Ein Sprecher der Messe Leipzig sah sich am Freitagnachmittag nicht in der Lage, einen einzigen sicheren Teilnehmer aus dem Umfeld der Autohersteller zu nennen. "Wir werden in der kommenden Woche eine Pressekonferenz abhalten und darüber informieren," sagte der Sprecher lediglich.

Dieses Jahr sollte mit neuem Konzept und mit der Rückkehr zum alten Termin im April wieder frischer Wind über das moderne Messegelände in Leipzig ziehen - doch genau danach sieht es nun nicht mehr aus.

Renault hatte wie einige andere Hersteller zunächst zugesagt, im letzten Moment aber einen Rückzieher gemacht. "Wir haben abgewartet, wer teilnimmt. Und weil die Teilnehmerzahl stark reduziert ist, erwarten wir Schwierigkeiten bei der Messe in diesem Jahr," sagte Reinhard Zirpel, Vorstand für Kommunikation von Renault-Deutschland.

Der Sprecher von Ford Deutschland, Ralph Caba, erklärte: "Wir haben am Dienstag abgesagt. Das ist keine Entscheidung gegen die Messe, aber wir mussten abwägen, wie wir unser begrenztes Budget am sinnvollsten einsetzen."

Stephan Lützenkirchen, verantwortlich für die Kommunikation der drei PSA-Marken in Deutschland, sagte: "Wir halten die AMI in Leipzig weiterhin für eine wichtige Veranstaltung. Aber wir hatten nicht den Eindruck, dass man unsere Vorschläge für gewisse Veränderungen am Konzept in Erwägung gezogen hat." PSA habe dafür plädiert, die Messe in einem kleineren und somit kostengünstigen Rahmen abzuhalten. "Die Kosten liegen hier für eine Marke im hohen sechsstelligen Bereich. So etwas muss man heute gut begründen", so Lützenkirchen.

Der womöglich einzige Importeur, der an der Messe der Automobilimporteure teilnehmen wird, könnte somit Hyhundai sein. Ein Sprecher sagte am Freitag zumindest, aktuell sei eine Teilnahme geplant.

Aus dem Umfeld der Importeure hieß es, abgesagt werden könne die Messe wohl nicht mehr, weil sonst hohe Konventionalstrafen drohten. Es habe zahlreiche gute Vorschläge für eine Neuorientierung der Messe gegeben, sagte der Vertreter eines Automobilherstellers. "Man hätte hier und da schon mal auf den kreativen Werkstattkasten zurückgreifen können, der in den Arbeitsgruppen erarbeitet wurde", sagte der Vertreter.

So habe es unter anderem Vorschläge für eine Einbindung der Caravan-Branche und der Motorrad-Branche gegeben. Dies hätte im Messemonat April gut gepasst. Auch gebe es in Ostdeutschland großes Interesse am Motorsport. "Letztlich kann eine solche Messe nicht mehr nur automobil ausgerichtet sein. Doch das hat man nicht gewollt", kritisierte der Unternehmensvertreter.

Der japanische Importeur Mazda sieht noch andere Gründe, die die Zukunft der AMI Leipzig belasten: "Wir fahren seit zwei Jahren eine Marketingstrategie, die deutlich mehr auf Lifestyle abhebt. Deshalb waren wir beispielsweise bei der IFA in Berlin oder der Eurobike in Friedrichshafen," erklärt Komunikationschef Thomas Münzinger. "In Summe erreichen wir mit diesem alternativen Konzept mehr Leads als mit einer klassischen Regionalmesse wie der AMI Leipzig."

Letztlich sei Mazda auch nicht restlos vom Konzept der Messe in Leipzig überzeugt gewesen. "Die AMI hat auch nach Jahren nur ein sehr lokales Einzugsgebiet. Selbst aus Berlin kommen kaum Besucher. Zudem sind die Besucherzahlen rückläufig."

Toyota-Deutschlandsprecher Thomas Schalberger räumte ein, dass der japanische Hersteller ursprünglich vorhatte, an der AMI 2016 wieder dabeizusein nach dem Fernbleiben 2014. "Wir wollten ursprünglich ein Zeichen setzen und in Leipzig wieder dabeisein. Dann aber haben wir uns nach den uns vorliegenden Informationen entschieden, doch nicht teilzunehmen."