Sergio Marchionne ist bekannt dafür, dass er Fusionen in der Autobranche für äußerst erstrebenswert hält. Im Sommer 2015 hatte er intensiv für einen Zusammenschluss von Fiat Chrysler und General Motors geworben, von GM-Chefin Mary Barra aber einen Korb bekommen. Er halte einen Zusammenschluss beider Autokonzerne trotz der Trennung von GM und Opel weiterhin für sinnvoll, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters zufolge auf dem Genfer Autosalon. Aufgrund der Trennung würden die Synergieeffekte seiner Ansicht nach jetzt aber 15 bis 20 Prozent geringer ausfallen. Einen erneuten Anlauf zu einer Fusion schloss er nicht aus. In seiner Amtszeit sei es aber nicht mehr nötig, mit einem anderen Unternehmen zu fusionieren. Marchionne hat bereits angekündigt, dass er 2018 aufhören will.
Marchionne bleibt an Fusion interessiert
Nach der Absage von GM hatte Marchionne sein Glück ebenfalls erfolglos bei VW, Toyota und Ford versucht. Nun glaubt er, dass die Fusion von PSA und Opel vor allem auf VW große Auswirkungen haben wird. Das könne den Konzern dazu bringen, seine Position hinsichtlich einer Fusion mit Fiat Chrysler zu ändern. "Ich habe keine Zweifel, dass zur gegebenen Zeit VW auftauchen könnte, um sich zu unterhalten", sagte er. Durch die Fusion mit Opel wird PSA zur Nummer zwei in Europa hinter VW. Die Wolfsburger verweisen jedoch gelassen auf ihre strategische Aufstellung. VW-Chef Müller wies die Idee jedoch umgehend und deutlich zurück: "Ich bin für nichts gesprächsbereit, ich kümmere mich um VW, ich kümmere mich doch nicht um Fiat."
Fusionen in der Autobranche sind nicht neu und Marchionne ist nicht der Einzige, der sie für sinnvoll hält. BMW-Chef Harald Krüger glaubt daran, dass es künftige mehr Kooperationen geben wird, weil die Investitionen in neue Bereiche damit für alle Beteiligten günstiger werden. Der Branche stehen mit Digitalisierung und Elektromobilität gleich zwei Umwälzungen bevor, die beide viel Geld verschlingen werden.
Zwischen Marchionne und VW gab es in der Vergangenheit auch schon Streit: Vor einigen Jahren in der Krise auf dem europäischen Markt warf der damalige Fiat-Chef Volkswagen eine ruinöse Rabattschlacht, ein "Blutbad", vor, VW forderte daraufhin den Rücktritt des Italieners von der Spitze des europäischen Branchenverbands Acea. VW arbeitet bei seiner Hausmarke VW Pkw derzeit an einem Sparkurs, der bis 2020 die jährlichen Kosten um 3,7 Milliarden Euro senken soll. Dazu sollen unter anderem Tausende Stellen abgebaut werden, um die Gewinnschwäche abzuschütteln. (dpa/swi)
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