Manipulations-Software nachträglich verbessert

Wolfsburg. VW soll die Software, mit dessen Hilfe der Konzern jahrelang die Abgaswerte von Diesel-Pkw manipuliert hat, um den Jahreswechsel 2014/2015 herum noch einmal verbessert haben. Das haben Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" ergeben. Die kalifornische Umweltbehörde CARB ermittelte zu dieser Zeit bereits gegen Volkswagen.

Die Software soll damals so erweitert worden sein, dass sie auch den Lenkradwinkel überprüfte. Damit sollte sie noch sicherer entscheiden können, ob das Auto auf einem Prüfstand steht oder oder auf der Straße fährt – denn auf dem Prüfstand wird das Lenkrad nicht bewegt. Der Konzernvorstand soll davon nichts gewusst haben. Das Unternehmen hat die neuen Vorwürfe nicht kommentiert.

Informatik-Experten haben die Steuerungs-Software des US-Passat vor und nach der Umrüstung für den NDR untersucht. Die Software sei entsprechend "verfeinert" worden, sagte Thorsten Holz, Professor für Systemsicherheit an der Ruhr-Universität Bochum.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass Kostengründe ausschlaggebend für die Veränderung der Software gewesen seien: Weil die frühere Version das Auto ab und zu auch auf der Straße in den "Prüfstand-Modus" schaltete und die Abgasreinigung aktivierte, sei es zu einem höheren Verschleiß von Dieselpartikelfiltern gekommen, deren Austausch VW zu teuer gewesen sei.

Als dieses Problem Ende 2014 bekannt wurde, ermittelte die kalifornische Umweltbehörde CARB bereits gegen VW. Der Hersteller startete eine Rückrufaktion, der Stickstoffausstoß übertraf die Grenzwerte aber immer noch deutlich. Daraufhin forschte die Behörde genauer nach und wurde schließlich auf die Manipulations-Software, das so genannte "Defeat Device", aufmerksam. Dazu soll den Recherchen zufolge ausgerechnet die Erweiterung der Software beigetragen haben.

Als harmlosere Erklärung wäre denkbar, dass die Erweiterung der Software aufgrund der zunehmenden Zahl von Fahrzeugen mit Allradantrieb nötig gewesen sei. Unabhängig davon, was die Untersuchungen letztendlich ergeben: Die Probleme von VW in den USA, vom schon vor der Krise geringen Absatz über Sammelklagen und drohende Strafzahlungen bis hin zum Abgang von US-Chef Michael Horn, sind durch den Verdacht weiterer Manipulationen nicht geringer geworden. (swi)