München. Bestimmte Schriftarten in Navigations- und Infotainmentsystemen sind schneller les- und verarbeitbar als andere und lenken den Autofahrer damit weniger ab. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das Massachussetts Institute of Technology (MIT) zusammen mit dem Schriftenspezialisten Monotype durchgeführt hat. "Die Studie belegt, dass die Verwendung der richtigen Schriftart die Zeitspanne entscheidend reduzieren kann, die der Fahrer von dem Blick auf die Straße abgelenkt ist", so Bryan Reimer, Forscher des MIT-AgeLab und einer der Hauptverantwortlichen des Projekts.
In einem ersten Fazit kommen die Experten zu dem Schluss, dass die von der Autoindustrie derzeit stark favorisierten Schrifttypen vergleichsweise schlecht gelesen werden können. "Humanistische Schriften sind ideal für Automobil-Schnittstellen, denn sie basieren auf den klassischen Buch-Schriftarten, an die wir so gewöhnt sind. Das ist tief in der menschlichen Psyche verankert", so Steve Matteson, Creative Type Director von Monotype, der ebenfalls an dem Experiment beteiligt war. "Eurostile ist momentan ziemlich beliebt im Automobilbereich, denn sie vermittelt Kraft und Energie. Dennoch sind die Buchstabenformen eher starr und kompakt, haben kleine Zwischenräume und sind in manchen Fällen kaum voneinander zu unterscheiden."Humanistische Schriftarten wie zum Beispiel die im Experiment verwendete Schriftart Frutiger zeichnen sich durch offene Formen aus, die das Auge horizontal leiten. Sie sind laut Monotype optimal für das Lesen kleiner Schriftgrößen. Humanistische Schriftstile seien bekannt für ihre gut zu unterscheidenden Formen. So sei das Risiko von Verwechslungen eingedämmt. Im Gegenteil dazu vergrößert sich die Verwechslungsgefahr beim schnellen Hinsehen im Fall von quadratisch-orientierten Schriftstilen, wie der Schriftenspezialist betont. Im Experiment verwendete man als Beispiel für eine Schriftart dieses Typs Eurostile, deren rechteckige Formen sich in vielen Zeichen wiederholen und zu sehr ähnlichen Buchstabenformen führen. Andere Eigenschaften wie zum Beispiel enge Zwischenräume innerhalb der Buchstaben könnten die Schrift verschwommen erscheinen lassen.Manche Navi-Schriften lenken stark ab
Eine Studie des Massachussetts Institute of Technology (MIT) und des Schriftenspezialisten Monotype zeigt, welche Schriften im Automobil optimal für die Verkehrssicherheit sind.
Weitere Studien erforderlich
Die Experten betonen, dass noch mehr Studien durchgeführt werden müssen, um die Zusammenhänge zwischen Schrift und Verkehrssicherheit eindeutig zu belegen. In der Studie bedienten die Fahrer ein mehrzeiliges Menüdisplay, das auf textintensive Anzeigen an den Schnittstellen von Fahrer und Fahrzeug, den Human-Machine-Interfaces (HMI), ausgelegt ist. Im Verlauf zweier Fahrsimulationsexperimente sammelte man unter anderem durch "Eye-Tracking" Daten von 82 Probanden. Die Testpersonen im Alter von 36 bis 75 Jahren wurden aufgefordert, verschiedene Suchfunktionen wie Adress- und Restaurantsuche zu bedienen. Dabei kamen zwei verschiedene Schriftarten zum Einsatz.
"Die ständig wachsende Verfügbarkeit von digitalen Informationen und Unterhaltung auf Bordcomputern zeigt, dass Text in Fahrzeugen kein vorübergehendes Phänomen ist. Deshalb ist es wichtig, die Lesbarkeit des Texts so weit wie möglich zu optimieren, damit der Fahrer seine Aufmerksamkeit so schnell wie möglich wieder auf die Straße richten kann", so Reimer.
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