MAN investiert in Logistik-Start-up FR8

Der Nutzfahrzeug-Hersteller MAN will künftig seinen Kunden ein einfaches Management der gesamten Logistik-Kette anbieten. Dafür investiert der LKW-Hersteller aus dem VW-Konzern 8,5 Millionen US-Dollar in das Start-up FR8 aus dem Silicon Valley.

Dienstag, 31. Mai 2016, 12.12 Uhr

München. Investitionen in Start-Ups sind derzeit sehr beliebt bei Autoherstellern. Erst vergangene Woche verkündeten VW und Toyota ihr Investment in die Fahrdienst-Vermittler Gett und Uber.

Jetzt gibt Nutzfahrzeughersteller MAN bekannt, 8,5 Millionen Dollar in das US-Start-Up "FR8 Revolution Inc." (gesprochen wird die Firma: Fr-eight). Interessant für die Nutzfahrzeugsparte vom VW-Konzern ist das Startup deshalb, weil es ein ganzheitliches „Betriebssystem" für die vernetzte Transportbranche entwickelt und es noch in diesem Jahr auf den Markt bringen wird. Die IT-Plattform von FR8 Revolution soll Versendern, Transportunternehmen und Lkw-Fahrern eine einheitliche und transparente Plattform für die Planung ihrer Ladungen liefern. Echtzeitdaten sind für diese Planung die Basis.

MAN will das Geschäftsmodell nach Europa bringen

Derzeit besteht eine große Nachfrage nach solchen Plattformen, da die Abläufe in der Logistik der Nutzfahrzeug-Branche immer umfassender wird. "Dabei ist die Logistikbranche nicht so wirtschaftlich wie sie sein könnte. Es fehlt allen Beteiligten an Echtzeitinformationen", sagt Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands der MAN SE und MAN Truck & Bus AG. Heute vermitteln in den USA ungefähr 12.000 so genannte „Freight Broker" freie Ladekapazitäten zwischen Versender, den „Shipper" und Transportunternehmen, den „Carrier" – doch dies wird derzeit über Telefon, E-Mail und Fax gehandhabt und womöglich noch in Excel-Tabellen erfasst. Dadurch ist das System nicht effizient und fehleranfällig. Zudem sind die Preise nur schwer vergleichbar und die Vermittlungsgebühren hoch.

Mit FR8 soll sich das für die Logistiker und LKW-Unternehmen, die mit MAN fahren, ändern une einfacher werden. Die Plattform ist nämlich so konzipiert, dass alle Beteiligten dieses Ökosystems unterstützen, das vorhandene Potenzial heben und deutlich effizienter werden.

MAN will mit seiner Beteiligung an FR8 nicht nur in den USA effizienter werden, sondern die gesamte digitale Transformation der Branche aktiv mitgestalten, Erfahrungen sammeln und auf Geschäftsmodelle in Europa übertragen. Die Markteinführung des Systems erfolgt gemeinsam mit verschiedenen Partnern in den USA: Händlergruppen, Flottenbetreibern, Freight Brokern und Versendern.

Probleme in der Logistik gibt es weltweit

Auch hierzulande sind Speditionen, Disponenten und Lkw-Fahrer häufig nur unzureichend über Logistikabläufe informiert und setzen eine Vielzahl unterschiedlicher IT-Systeme ein. Die von FR8 entwickelte Plattform ist offen und markenübergreifend. Das bietet die Möglichkeit, Apps für jede Zielgruppe bereitzustellen.

So können sich Versender über aktuelle Frachtraten informieren, die Position der Lkw bestimmen und Rechnungen verwalten. Transportunternehmen können zum Beispiel auf nur einem Bildschirm die Frachtpläne aller Lkw einsehen, freie Ladekapazitäten in die elektronische Transportbörse stellen oder Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer verwalten. Fahrer stehen online mit den Transportunternehmen in Kontakt, können ihre Routenplanung einsehen und gegebenenfalls ändern oder erhalten Hinweise, wann der nächste Werkstattbesuch geplant ist.

„Die Digitalisierung verändert die Welt des Transports grundlegend. Mit vernetzten Services helfen wir unseren Kunden, noch produktiver und damit noch wettbewerbsfähiger zu werden. Dabei erschließen wir auch ganz neue Geschäftsfelder. Wir werden uns in den nächsten Jahren immer mehr vom Lkw-Hersteller zum Anbieter intelligenter Transportlösungen weiterentwickeln. Die Partnerschaft mit FR8 bringt uns diesem Ziel einen Schritt näher. Wir wollen dadurch Erfahrungen und Ideen nach Europa transferieren und unseren Marken zur Verfügung zu stellen", sagt Andreas Renschler, für Nutzfahrzeuge zuständiges Mitglied im Konzern-Vorstand von Volkswagen.