Brüssel. Daimler und Volvo gehören zu einer Gruppe von Lkw-Herstellern, die kurz davor stehen, eine Beschwerde der Europäischen Union wegen mutmaßlicher geheimer Absprachen zu erhalten. Dies berichten laut "Bloomberg" drei mit der Sache vertraute Personen.
Auch MAN und Scania, die zu CNH Industrial gehörende Marke Iveco und Renault sind laut der Agenturmeldung in die Sache verwickelt, sagen zwei der Personen, die darum baten wegen Vertraulichkeit nicht namentlich genannt zu werden. Die sechs Hersteller waren bereits 2011 von der EU unter die Lupe genommen worden.Zwei der Personen sagten, dass die Stellungnahme der EU bezüglich der Beschwerde möglicherweise bereits nächsten Monat verschickt werden könnte. Eine der Quellen sagte, dass auch die zu Paccar gehörende Marke DAF Trucks in den Fall verwickelt sei.Auf der ganzen Welt steht die Autoindustrie im Fokus von Ermittlungen durch Wettbewerbsbehören. Ein Mitarbeiter sagte im vergangenen Jahr, die EU führe Untersuchungen zu einer „Vielzahl von Kartellen“ unter den Zulieferern durch. Die Strafen für geheime Absprachen mit Konkurrenten, um Preise festzulegen oder den Markt zu manipulieren, können bis zu 10 Prozent des jährlichen Umsatzes betragen. Hersteller von Kugellagern, die als Zulieferer für Auto- und Lkw-Hersteller fungieren, wurden im März mit einer Geldstrafe von insgesamt 953 Millionen Euro (1,2 Billionen Dollar) belegt.„Die Untersuchung läuft und wir warten auf das Ergebnis“, so Kina Wileke, eine Sprecherin von Volvo, auf Nachfrage durch "Bloomberg" per E-Mail. CNH Industrial wollte keine Aussage machen, ebenso Antoine Colobani, ein Sprecher der Kommission in Brüssel."Wir sind uns der Untersuchung bewusst", sagte Silke Mockert, eine Sprecherin von Daimler zu "Bloomberg". "Wir geben keinen Kommentar zu den laufenden Vorgängen ab." DAF-, Scania- und MAN-Vertreter antworteten bislang nicht auf Anrufe und E-Mails seitens "Bloomberg".Agenturbericht
Lastwagenhersteller im Visier der EU
Etlichen Nutzfahrzeugbauern droht Ungemach seitens der EU. Wie "Bloomberg" berichtet, besteht der Verdacht verbotener geheimer Absprachen.
Koreanische Untersuchung
Hyundai Motor und die koreanischen Abteilungen von Scania, Volvo, Daimler, MAN und Tata Daewoo Commercial Vehicle Co. wurden im vergangenen Jahr von südkoreanischen Regulierungsbehörden wegen Preisabsprachen für Lkw und Traktoren mit einer Strafe belegt.
Großbritannien ließ die Untersuchung eines Lkw-Hersteller-Kartells im Jahr 2012 fallen und sagte, die EU sei in einer besseren Position, um die Untersuchung breiter angelegt durchzuführen. Britische Behörden beendeten aufgrund von Mangel an Beweisen eine Untersuchung in der Lkw-Branche im Jahr 2011, die zu der Festnahme eines Führungsangestellten von Daimler führte.
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