Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat in einem Interview mit dem "Handelsblatt" vor einem Abstieg der deutschen Autoindustrie gewarnt und den Herstellern schwere Versäumnisse bei Elektromobilität und autonomem Fahren vorgeworfen. "Die Lage ist ernst. Ich hoffe, die deutschen Autokonzerne haben gerade noch mal die Kurve gekriegt", sagte er der Zeitung. Die Brandrede von VW-Chef Herbert Diess, der vor einem Niedergang des Konzerns gewarnt hatte, begrüßt Laschet demnach grundsätzlich. "Aber so eine Brandrede hätte man natürlich durchaus schon mal vor zehn Jahren halten können."
Die Entwicklung hin zum E-Auto und zum autonomen Fahren sei ja nicht von heute auf morgen gekommen, so der CDU-Politiker zum "Handelsblatt". "Vor einigen Jahren haben unsere Autobosse aber alle abgewunken, wenn es um die Konkurrenz aus dem Silicon Valley oder durch Tesla ging." Damals habe es immer geheißen, das sei alles locker aufzuholen. "Aber die Änderungen sind so grundlegend, da verliert man schnell den Anschluss", sagte Laschet. Die Entscheidung von Tesla, eine Fabrik in Brandenburg zu bauen, sei für Deutschland ein Grund zu Freude. Konkurrenz belebe das Geschäft. (os)
Anmerkung der Redaktion zu einer bereits vor gut fünf Jahren gehaltenen "Brandrede":
Vor einem Schicksal VWs nach Art einstiger Industrie-Ikonen wie Nokia, Kodak, Blackberry und Sony hatte Diess' Amtsvorvorgänger als VW-Konzernchef, Martin Winterkorn, seine Topmanager gewarnt, zum Ende des Jahres 2014; das Archivstück lesen Sie hier.
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