Die Stadt Kiel geht angesichts drohender Fahrverbote neue Wege. Neben anderen Maßnahmen testet sie ab voraussichtlich Ende Januar einen Stadtluftreiniger der Firma Purevento aus dem schleswig-holsteinischen Trittau, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Sollte der Test gut verlaufen und auch von rechtlicher und politischer Seite das OK kommen, sei es denkbar, einige dieser Geräte aufzustellen, sagte ein Sprecher.
Kiel gehört zu den Städten, in denen 2017 die Grenzwerte für Stickoxid überschritten wurden. Der Stadt zufolge beschränkt sich das Problem dort allerdings auf eine Stelle an einer vielbefahrenen Straße, daher sei die Nutzung der Luftreiniger eine denkbare Maßnahme im Rahmen des Luftreinhalteplans. Der geplante Test soll zudem zeigen, wie viel Lärm die Anlage produziert und wie sich die Luftansaugung durch das Gerät auswirkt.
Grundsätzlich funktioniert die Anlage wie ein überdimensionaler Staubsauger, allerdings ohne Schlauch. Auf der einen Seite wird verschmutzte Luft angesaugt, im Inneren gereinigt und auf der anderen Seite sauberer abgegeben.
"Das Herzstück des Stadtluftreinigers sind die synchron arbeitenden Reinigungseinheiten mit doppeltem Rückhaltesystem. Sie sorgen dafür, dass von der eingesogenen Luft sowohl Feststoffe wie Feinstaubpartikel als auch gasförmige Verunreinigungen wie Stickoxide zu 85% einbehalten werden", erklärt der Hersteller Purevento auf seiner Homepage.
Zwei verschiedene Typen von Reinigern sollen in der Lage sein 15.000 beziehungsweise 40.000 Kubikmeter Luft pro Stunde zu reinigen. Ersterer soll dies mit installierten Solarzellen bewältigen, der Zweite mit externer Stromzufuhr.
Zu möglichen Kosten der Anlage machte das Unternehmen ebenso noch keine Angaben, wie dazu, ob andere Städte ebenfalls Tests angefragt haben. Kiel ist allerdings die erste Stadt, in der die Anlage im Betrieb an einer belasteten Straße getestet wird.
Die Stadt ist dabei nicht die erste, die Luftreinigung als Ergänzung zur Emissionsvermeidung testet. In Stuttgart sollen 17 Filtersäulen von Mann + Hummel die Luft am stark belasteten Neckartor reinigen. Dabei geht es allerdings um Feinstaub, während in Kiel die Stickoxide im Mittelpunkt stehen.
Kiel gehört zu den sogenannten "Intensivstädten", in denen an mindestens einem Punkt im Jahr 2017 mehr als 50 Mikrogramm Stickoxid gemessen wurden (siehe Karte). Konkret waren es 56 Mikrogramm am Theodor-Heuss-Ring.