Tesla-Fahrzeuge sollen nicht mehr in festgelegten Serviceintervallen in die Werkstatt – zur Kontrolle quasi – sondern nur noch dann, wenn Bedarf besteht.
Wie das amerikanische Tech-Portal CNet berichtet, wertete der Elektroautohersteller Daten aus den früheren Jahren aus und stellte fest: Die Fahrzeuge verschleißen gar nicht so oft, wie man ursprünglich annahm.
Außerdem könne man – so sagt zumindest Tesla – 90 Prozent aller Probleme der Fahrzeuge ferndiagnostizieren und oft auch über Over-the-air-Updates digital beheben. Zusätzlich setzt der Hersteller auf eine mobile Serviceflotte. In den USA wickeln diesogenannten "Tesla-Ranger" bereits 30 Prozent aller Aufträge ab. In Deutschland sind seit einigen Monaten mobile Servicemitarbeiter von Tesla unterwegs, die die überlasteten Service-Center entlasten sollen. Ob die Flotte der Tesla-Ranger jetzt ausgebaut wird, ist unklar.
Die Konsequenz: Tesla schafft den jährlich üblichen Service ab und führt stattdessen ein Programm ein, bei dem die Fahrzeuge nur noch dann in die Werkstatt müssen, wenn Teile ausgetauscht werden müssen. Die Bremsflüssigkeit wird jedoch weiterhin alle zwei Jahre auf Wasserverschmutzung überprüft. Tesla will zwar keine vorausbezahlten Wartungspläne mehr anbieten, erfüllt aber alle vorher eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen. Mit der Garantie habe der Wechsel der Servicemethodik nichts zu tun, heißt es von Tesla auf Nachfrage.
Der Hintergrund: Tesla will zum Massenhersteller werden, fährt derzeit die Produktion hoch, und hat sich gleichzeitig auferlegt, das Model 3 für 35.000 Dollar in der Basisversion anzubieten. Um das zu schaffen, muss Elon Musk sparen – und macht das jetzt auch beim Service.
Tesla hat bislang Wartungspakete angeboten, die Kunden beim Fahrzeugkauf mit erwerben konnten. Auch hier hat Tesla immer wieder darauf hingewiesen, dass der Verschleiß bei E-Autos deutlich geringer ausfällt als bei Verbrennern. Dennoch empfahl der Hersteller, gemeinsam mit dem neuen Auto einen drei- oder vier-Jahres-Servicevertrag abzuschließen. Pro Jahr jedoch wurde die Wartung immer teuer: Zahlt man im ersten Jahr je nach Modell 500 bis 675 Euro, veranschlagt Tesla für die Wartung im zweiten Jahr 775 und 875 Euro – das dritte Jahr fällt ähnlich aus, im vierten jedoch kommt nochmal ein Aufschlag auf den Service und man zahlt 900 und 1.025 Euro.
Trotz der saftigen Service-Kosten behandelte Tesla den Service schon immer stiefmütterlich: Lange Wartezeiten für Servicetermine waren an der Tagesordnung, sodass sich die Kunden nicht selten beschwerten.
Mit der Abschaffung des turnusmäßigen Besuchs in der Werkstatt versucht Tesla nun, mehr für die Kundenzufriedenheit zu tun und aufs Sparprogramm einzuzahlen. Dass Elon Musk sich damit sogar richtig viel Geld entgehen lässt, kann ein Indiz dafür sein, dass es um Tesla wirklich nicht gut steht.
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