Keine Diesel-Abstinenz in Flotten

Erstmals befragte die Deutsche Automobil Treuhand DAT – in Kooperation mit dem Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF) – auch Flottenchefs für das aktuelle Dieselbarometer. Denn in den Fahrzeugflotten spielt diese Antriebsart nach wie vor eine zentrale Rolle, der Dieselanteil in Firmenfuhrparks liegt bei 86 Prozent.

In 87 Prozent der Fuhrparks wurden die Diesel-Bestellungen nicht reduziert, angesichts der Kosten und des CO2-Ausstoßes bleibt der Diesel die wichtigste Antriebsart. Unter den Dienstwagenberechtigten, die ihre Fahrzeuge selbst aussuchen dürfen ("User Chooser"), halten immer noch 67 Prozent dem Selbstzünder die Treue.

Auf die Einkaufskonditionen beim Hersteller zeigt die Dieselkrise – noch – wenig Einfluss: Nur neun Prozent der befragten Fuhrparkleiter berichten von besseren Konditionen, bei 79 Prozent sind die Einkaufskonditionen gleich geblieben.

Allerdings sehen die Flottenchefs die Zukunft des Diesels weniger rosig: 40 Prozent rechnen damit, dass die Bedeutung des Diesels im Vergleich zum Benziner abnehmen wird. 55 Prozent wollen mittelfristig vermehrt alternative Antriebe in die Pkw-Flotte bringen.

Anders als bei den Firmenflotten zeigen sich in den Autohäusern durchaus die negativen Folgen des Dieselskandals: "Das Hin und Her bei den Fahrverboten sowie die weiterhin mehrheitlich negative und leider meist auch undifferenzierte Berichterstattung in den Medien über den Diesel und die daraus resultierende Verunsicherung der Endverbraucher belasten die Gebrauchtfahrzeugwerte inzwischen deutlich", kommentiert DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann die aktuellen Daten.

Im Juni erzielten dreijährige gebrauchte Benziner 56,2 Prozent des ehemaligen Listenneupreises, Diesel-Pkw nur 54,9 Prozent, damit setzte sich das Auseinanderdriften der Werte fort. Insgesamt gebe es aber "regional zum Teil sehr deutliche Unterschiede", schränkt Nietzschmann ein.

Während die Preise für gebrauchte Diesel in potenziellen Fahrverbotsregionen überdurchschnittlich sinken, sei dies in ländlichen Gegenden kaum ein Thema. Insgesamt werde sich der überproportionale Diesel-Wertverlust aber auch im Juli fortsetzen.

Zwar sind die Standzeiten insgesamt gegenüber Mai gesunken, doch gebrauchte Diesel stehen mittlerweile 16 Tage länger als Benziner. Auch die Standkosten sind gegenüber Mai von 24 auf 27 Euro pro Tag und Pkw gestiegen – zu Lasten der Händlermarge. Das bleibt nicht ohne Folgen: Jeder zehnte Betrieb hat wegen der Entwicklung einen Einstellungsstopp für Mitarbeiter verfügt oder musste bereits Mitarbeiter entlassen, damit hat sich diese Quote seit dem Mai (vier Prozent) mehr als verdoppelt.

Mehr als ein Drittel der Händler verkauft Gebrauchtwagen derzeit über alternative Vertriebskanäle wie Auktionen, Exporte oder Wiederverkäufer. Manko: Die Aufnahmefähigkeit dieser Kanäle ist begrenzt, zudem funktioniert sie nur mit erheblichen Rabatten.

Gleichzeitig berichten 43 Prozent der Händler von steigenden Lieferzeiten für neue Benziner – ganz offenbar hinken die Produktionskapaziäten der aktuell gestiegenen Nachfrage hinterher.

Die Auswirkungen der jetzt publik gewordenen Kartell-Verstöße seien in den Marktdaten noch nicht ablesbar. "Sollte es solche tatsächlich geben, werden diese frühestens Ende August deutlich", prognostiziert DAT-Chef Nietzschmann.

Die Folgen für den Handel, so hofft Nietzschmann, werden sich in Grenzen halten, wenn man berücksichtige, "mit welch erstaunlicher Härte die Automobilbetriebe die Diesel-Nackenschläge der vergangenen 22 Monate weggesteckt haben".

Anderenfalls würde es "genau jene Marktbeteiligten existenziell treffen, die am wenigsten für die negative Entwicklung können, aber gleichzeitig jeden Tag den größten Beitrag zur Beruhigung der Marktlage in Richtung Endverbraucher leisten".

Dazu gehört zum Beispiel ein steigender Beratungsbedarf zum Thema Diesel: 88 Prozent der Händler müssen sich deutlich mehr Zeit dafür nehmen – im Schnitt25 Minuten pro Kunde und Verkäufer – auch bei Kunden, die gar keinen Diesel kaufen, sondern nur die aktuelle Diskussion reflektieren wollen.

Das dürfte wohl auch einer der Gründe dafür sein, dass sich gut drei Viertel (76 Prozent) der Händler eine gemeinsame Kommunikationsoffensive mit dem Hersteller zugunsten des Diesel wünschen.

Dass der Abgasskandal die Nachfrage im Handel nach alternativen Antrieben befeuert, lässt sich nicht bestätigen: Nur 31 Prozent der Händler berichten, dass die Nachfrage nach Pkw mit alternativen Antrieben zugenommen habe – im Mai waren es noch 37 Prozent.

Für das aktuelle Dieselbarometer wurden insgesamt 417 Händler und 178 Fuhrparkleiter befragt.

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