1. Karriere nicht als Selbstzweck: Nur zwölf Prozent der Teilnehmerinnen arbeiteten schon sehr lange auf das Ziel hin, ein Unternehmen zu führen. 16 Prozent der Frauen kamen erst auf diese Idee, als sie beruflich bereits in einer Position im oberen Management angekommen waren. Die Mehrheit (65 Prozent) hingegen musste erst von einem Dritten auf die Idee gebracht werden, eine solches Position anzustreben. Und sieben Prozent der Befragten sagten, dass sie nie geplant hatten, ein Unternehmen zu führen.
2. Problemlösung und Gestaltungswillen als Triebfeder: Im direkten Vergleich mit den Best-of-Class CEOs erzielten die 57 Frauen vor allem bei den Themen Herausforderungen und Unabhängigkeit überdurchschnittliche Werte. Viele berichteten, dass sie stets beweisen wollten, dass Probleme lösbar sind. Unabhängigkeit bedeutet für die Frauen in diesem Kontext vor allem, dass sie ihren Weg in die Unabhängigkeit selbst gestalten können und nicht nur verwalten. "Die weiblichen CEOs bringen das mit, was man heute ‚Unternehmerisches Denken' nennt", so Sauer. Bei diesem Ansatz bestehe aber auch das Risiko, dass die eigene Karriereplanung ein Stück weit aus den Augen gerate. "Das erklärt auch, warum so viele von Dritten, häufig Mentoren, zunächst darauf gebracht werden mussten, das Amt des CEO ins Auge zu fassen", sagt Sauer. Zu einer erfolgreichen Bewerbung als CEO gehörten neben Fachkompetenz auch ein breites Netzwerk.
3. Weibliche Chefs sind im Schnitt älter als männliche Kollegen: Im Schnitt sind weibliche CEOs bei Amtsantritt 51 Jahre, Männer 47. Aus der Perspektive der Unternehmen könne dies Vorteile bieten", sagt Sauer, denn "Frauen starten als CEO tendenziell mit mehr Lebenserfahrung und einer höheren Diversität ihres beruflichen Werdegangs." Korn Ferry hat die biographischen Daten aller im Jahr 2017 amtierenden CEOs im Fortune 1000 analysiert. Demnach treten Frauen im Schnitt vier Jahre später ihr Amt an und bringen Erfahrung aus zwei (Männer: 1,73) unterschiedlichen Funktionen und zwei (Männer: 1,54) unterschiedlichen Industrien mit.
4. MINT-Fächer oder BWL dominieren beim Uni-Abschluss: Die meisten weiblichen CEOs (40 Prozent) haben einen Abschluss in naturwissenschaftlichen Fächern (MINT), 19 Prozent in BWL, 16 Prozent in Jura und 21 Prozent in sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern. Frauen tendierten zu Disziplinen, "bei denen ein klar messbares Ergebnis zustande kommt", erläutert Beraterin Sauer. Dies habe in den vergangenen Jahre die Emanzipation weiblicher Führungskräfte befördert. Denn aufgrund ihrer Netzwerk-Defizite und einer "männlich-patriarchalisch dominierten Welt" hätten Frauen vor allem "über glasklare Ergebnisse" auf sich aufmerksam machen können.
5. Frauen setzen auf die Entwicklung einer positiven Unternehmenskultur: 39 der 57 Teilnehmerinnen gaben an, dass für sie ein Sinn in ihrer Tätigkeit – zu verstehen als positiver Einfluss auf Mitarbeiter, das Unternehmensumfeld und die Welt im Allgemeinen – besonders wichtig ist. Knapp ein Fünftel nennt die Entwicklung einer positiven Unternehmenskultur als eines der wichtigsten Ziele. "Natürlich haben unsere Shareholder viel Geld verdient und wir haben alle unsere Ziele erreicht. Aber Erfolg macht mehr aus. Da sind die Fragen: Was hast du für deine Leute und die gesamte Gemeinschaft erreicht?", wird eine Studienteilnehmerin zitiert. Zu einer positiven Unternehmenskultur gehört für die Befragten Ehrlichkeit, Offenheit und ein fairer Umgang mit Mitarbeitern.
6. Mehr Demut und hohe Selbstreflexion: Die Untersuchung bestätigt die landläufige Auffassung, "dass Frauen demütiger auftreten und die Leistung anderer deutlich stärker anerkennen", sagt Sauer. Dies sei "nicht nur ein positiver Stereotyp. In den Assessments wurde dies auch belegt." Demnach schnitten Frauen beim Thema Demut gegenüber den Best-in-Class CEOs überdurchschnittlich ab. Diese befragten Frauen seien in der Lage, "Situationen und den damit verbundenen Personen, die einen Beitrag zum eigenen Erfolg geleistet haben, deutlich mehr Respekt entgegenzubringen", sagt Sauer, "auch weil sie wissen, dass sie nicht immer alles selbst unmittelbar beeinflussen können". Dass die Frauen beim Faktor Selbstvertrauen deutlich schlechter abschneiden als Männer, liege aber nicht daran, dass ihnen der Glaube an sie selbst fehle. "Er zeigt eher ein differenziertes und reflektiertes Bild der eigenen Person. Und das wird in einer Zeit der zunehmenden Komplexität von Entscheidungen immer wichtiger", betont Sauer.
Korn Ferry ist ein globales Beratungsunternehmen für Organisation und Executive Search mit insgesamt 7000 Mitarbeitern in weltweit mehr als 50 Ländern.
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