Daimler-Chef Ola Källenius hat auf einem Investorentag in London seine Strategie für die kommenden Jahre vorgestellt. Um die Profitabilität zu erhöhen, sollen die Personalkosten in den Jahren bis Ende 2022 bei Mercedes-Benz Cars um eine Milliarde Euro sinken. Dazu sollen sowohl im Management als auch in den indirekten Bereichen Stellen abgebaut werden. "Die Kostenbelastungen zur Erreichung der CO2-Ziele erfordern umfassende Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in allen Bereichen unseres Unternehmens. Dazu gehören auch die Verschlankung unserer Prozesse und Strukturen", sagte Källenius laut Mitteilung. Der Fokus liege zudem in der Weiterentwicklung der höhermargigen Fahrzeuge im jeweiligen Segment.
Auch bei den Vans setzt Källenius den Rotstift an. Hier sollen die Personalkosten um 100 Millionen Euro verringert werden. Gleichzeitig will Källenius die Investitionen in die Sachanlagen und die Forschungsausgaben auf dem Stand von 2019 deckeln. Damit soll der Cashflow in den kommenden Jahren verbessert werden. Bei den Trucks sieht Källenius vor allem in Europa Verbesserungsbedarf. Hier sollen die variablen Kosten um 250 Millionen Euro sinken und die Personalkosten bis Ende 2022 um 300 Millionen Euro reduziert werden. Zudem soll der Vertrieb neu aufgestellt werden. In Brasilien werde die Zahl der Fahrzeugplattformen verringert, in Japan Vertrieb und After-Sales-Organisation effizienter gemacht.
Auch will Daimler künftig noch mehr aus dem lukrativen Geschäft mit AMG-Modellen, dem Maybach und den G-Klasse-Geländewagen herausholen und sich insgesamt in jedem Segment stärker auf die Fahrzeuge mit den höchsten Gewinnspannen konzentrieren. "Wir sollten wachsen, aber wir sollten profitabel wachsen", sagte Källenius. Die Frage sei, mit welchen Autos man das Geld verdiene.
Källenius will auch Zulieferer stärker in Entwicklungen einbeziehen. "Wir haben durchaus unseren Ingenieursstolz", sagte er. "Aber in manchen Fällen könnte etwas, das sie haben, das weniger komplex ist und weniger kostet, den selben Zweck erfüllen." Der Daimler-Chef deutete aber auch an, dass er Veträge mit Zulieferern auf Kosten hin durchforsten will und bei Anlaufproblemen wie jüngst in Tuscaloosa stärker darauf achten, dass die Lieferanten dann auch für die Produktionsausfälle bezahlen sollen.
Wie viele Stellen bei Daimler von den Plänen betroffen sein werden, dazu äußerte sich der Konzerns vor Beginn der Präsentationen nicht. Der Betriebsrat hatte bereits vergangene Woche durchsickern lassen, dass Källenius 1100 Führungsstellen der Ebenen eins bis vier streichen will. Dazu dürften jedoch weitere Stellen in der Verwaltung kommen. In seiner Präsentation in London bestätigte Källenius, dass jede zehnte Stelle im Management wegfallen soll. Er sei sich bewusst, dass die Arbeitnehmerseite In Deutschland nicht applaudieren werde. "Aber wir sitzen alle im selben Boot und wollen den Erfolg des Unternehmens", sagte Källenius.
Nur wenige Minuten nach dem Auftritt des Daimler-Chefs reagierte bereits der Gesamtbetriebsrat. In der Stellungnahme heißt es, man sei "punktuell bereit über Ausscheidungsvereinbarungen zu sprechen". Diese beruhten auf dem Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Beschäftigter und Führungskraft müssten zustimmen. Die Automobilindustrie stehe vor schwierigen Zeiten, so Betriebsratschef Michael Brecht. Dieser Realität müsse man sich stellen. Er betonte aber auch: "Wir dürfen nicht an der Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens sparen." Der Betriebsrat werde nicht zulassen, dass die Beschäftigten für juristische Streitigkeiten oder Qualitätsprobleme von Zulieferern bluten müssten. Wichtig sei, dass die Beschäftigungssicherung bis 2030 nach wie vor gelte. Kündigungen seien damit ausgeschlossen. Jetzt komme es darauf an, Fremdvergaben auf den Prüfstand zu stellen und ausgelagerte Tätigkeiten wieder ins Unternehmen hereinzuholen.
Källenius sagte, dass die Rendite der Pkw-Sparte wohl langsamer in den Zielkorridor von acht bis zehn Prozent zurückkehren wird als zunächst gedacht. Zunächst hieß es, dies solle 2021 wieder erreicht werden. Nun teilte der Konzern mit, im Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars & Vans sei mit einer Umsatzrendite im laufenden Geschäft von mindestens vier Prozent im Jahr 2020 sowie von mindestens sechs Prozent im Jahr 2022 zu rechnen – für den Fall, dass die USA nicht doch noch Zölle auf Autos aus der EU erheben sollten.
Durch die Maßnahmen soll der Free Cashflow erhöht und eine stabile Netto-Liquidität von mehr als zehn Milliarden Euro angestrebt werden.
Die Ankündigungen kamen am Kapitalmarkt zunächst nicht gut an, die Aktie verlor am Morgen drei Prozent und notierte bei 52 Euro.
(Mit Material von dpa)
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