Coburg. Das Coburger Projekt „Jungingenieur-Pass“ hat sich bewährt und geht nun in die dritte Runde. Um den Schülern auch eine berufliche Orientierung für die Zeit nach dem Abschluss zu geben hat das Coburger Gymnasium Ernestinum die Initiative „Jungingenieur-Pass“ ins Leben gerufen und neben Hochschule Coburg, der IHK Coburg auch den Zulieferer Brose sowie die örtlichen Unternehmen Kaeser Kompressoren, Lasco Umformtechnik und Waldrich Maschinenbau als Praxispartner gewonnen.
„Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern inklusive der IHK, die ein Zertifikat vergibt, ist absolut neu in diesem Bereich und findet großen Anklang“, sagt dazu Michael Stammberger, Leiter der Brose-Ausbildung. Und auch bei den Schülern ist das Projekt beliebt – sie müssen sich um einen der für die neunte Klasse zur Verfügung stehenden 14 Plätze bewerben und ihre Motivation begründen. „Selbst in der naturwissenschaftlichen Fachrichtung kommt Technik im Unterricht kaum vor“, erläutert Dr. Bernd Jakob, Rektor des Gymnasiums Ernestinum. Es werde zwar Mathematik, Physik und Chemie unterrichtet, aber die technische Anwendung des Wissens spiele dabei fast keine Rolle.
Im Laufe zweier Schuljahre erstellen die Gymnasiasten während ihrer Kurz-Praktika bei den Projektpartnern ein eigenes Produkt. In Laboren und Werkstätten der beteiligten Firmen und der Hochschule konstruieren, berechnen, bohren und löten sie selbst, um am Ende ein kleines Flugzeug auf einer Landebahn in den Händen zu halten. Sie erstellen außerdem CAD-Programme, bedienen die Drehbank und erfahren, wozu man die in der Mathematik gelernten Winkelfunktionen braucht oder welche Rolle die Elektrik spielt.
Bei Brose absolvieren die Gymnasiasten zwei Praxis-Tage, um den betrieblichen Alltag kennenzulernen und eine Grundplatte anzufertigen, Teil des Flugzeugprojekts. Dazu erlernen sie Fertigkeiten an einer CNC-Fräsmaschine und Grundkenntnisse des Programmierens der Maschine. Im Verlauf des Projekts werden die Schüler auch noch einen Tag lang in einer Abteilung einem Ingenieur über die Schulter blicken. An der Hochschule besuchen die „Jungingenieure“ das Institut für Sensor- und Aktortechnik. Institutsleiter Prof. Dr. Gerhard Lindner ermutigt die Schülerinnen und Schüler: „Lernt nicht nur theoretisches Wissen, sondern eignet euch auch handwerkliche Fähigkeiten an.“
„Unterm Strich sind Schüler wie Projektpartner Gewinner bei der Aktion. Die Schüler können sich frühzeitig beruflich orientieren, die Firmen lernen Nachwuchs für technische Berufe der Fachrichtungen Maschinenbau und Elektrotechnik kennen“, fasst Michael Stammberger zusammen. Davon profitiert Brose ganz konkret: „Unsere Ausbildung kann sich dort präsentieren und über das Projekt erste Kontakte mit Schülern knüpfen, die oftmals in ein späteres Praktikum münden“, sagt der Leiter der Brose-Ausbildung.