Herr Reindl, nach der erfolgreichen Premiere 2019 läuft nun die zweite Runde des BAA-Awards. Was ist die wichtigste Erfahrung aus der ersten Erhebung im vergangenen Jahr?
Die erste Erfahrung betrifft die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Teilnahme. Von 13.600 Mitarbeitern der rund 280 angemeldeten Betriebe haben mehr als 6700 an der Befragung teilgenommen. Dies entspricht einem Anteil von rund 50 Prozent, was ein außerordentlich hoher Anteil ist. Der zweite auffällige Sachverhalt bezieht sich auf die unterschiedlichen Management- und Mitarbeiterperspektiven. Besonders hohe Abweichungen zwischen der Auffassung des Managements in den Autohäusern und den Mitarbeitern existieren beispielsweise im Bereich der Personalentwicklung und den Aufstiegsmöglichkeiten, die durch die Führungskräfte durchwegs deutlich positiver aufgefasst werden – nicht aber von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die dritte überraschende Erfahrung bezieht sich auf die Betriebsgröße. Anfangs sind wir nämlich davon ausgegangen, dass in Betriebsgrößen bis 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Zufriedenheit deutlich höher ausfallen könnte als in großen Autohäusern. Die Auswertungen zeigen hingegen, dass die Abweichungen nicht eindeutig durch die Betriebsgrößen getrieben sind, wenngleich „mittelgroße“ Autohausbetriebe mit einem Mitarbeiterstamm von 26 bis 50 Personen tendenziell ein wenig besser abschneiden.In diesem Jahr erweitern Sie den Kreis der Teilnehmer: Auch Niederlassungsbetriebe und andere herstellereigene Autohäuser sind aufgerufen, sich an der Erhebung zu beteiligen. Was ist der Grund für diese Änderung?Niederlassungen zählen ebenso wie Eigenhändler zur Retail-Ebene. Einerseits ist es von Interesse, ob die Zugehörigkeit zum Mitarbeiterstamm eines Herstellers die Zufriedenheit sowie die Motivation bei den Beschäftigten beeinflusst. Darüber hinaus handelt es sich gerade bei Niederlassungen um tendenziell große organisatorische Einheiten. Hierbei könnte es im Vergleich zum Vertragshandel tatsächlich zu anderslautenden Bewertungen bezüglich einzelner Beziehungsfelder kommen. Außerdem dürften die Verantwortlichen bei den Herstellern und Händlern gleichermaßen an den Unterschieden bezüglich der personalbezogenen Verhältnisse in herstellereigenen Betrieben und in den selbständigen Partnerbetrieben interessiert sein.Gibt es Rückmeldungen aus den Reihen der teilnehmenden Betriebe aus 2019, die Sie in der aktuellen Befragungswelle berücksichtigen werden?Die einzig maßgebliche Rückmeldung betrifft die Geschwindigkeit bezüglich der Ergebnisbereitstellung. Wir hatten im vergangenen Jahr tatsächlich Verzögerungen bei der Zusendung der Rückmeldungen, die einerseits auf unsere Konzeption sowie andererseits auf die hohe Anzahl der teilnehmenden Betriebe zurückzuführen waren. Leider können wir lediglich unsere organisatorischen Optionen ausspielen, um zügig Ergebnisse zu präsentieren. Allerdings müssen wir den gesamten Erhebungszeitraum berücksichtigen, um letztlich die jeweils betriebsspezifischen Werte den Durchschnittswerten, die dann als Referenzwerte dienen, gegenüber zu stellen."In jedem Fall ein Gewinn für den Betrieb"
Jetzt auch für Niederlassungen und andere herstellereigene Betriebe!
Auch 2020 sucht die Automobilwoche die Top Arbeitgeber im deutschen Autohandel. Zum zweiten Mal zeichnen wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für Automobilwirtschaft (IfA) Autohäuser für herausragende Leistungen bei der Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenskultur aus und vergeben den Award Beste Autohaus Arbeitgeber (BAA). Nach dem großen Erfolg der 2019 gestarteten Initiative wird in der aktuellen BAA-Erhebungswelle der Kreis der Teilnehmer um Niederlassungen und herstellereigene Autohäuser erweitert. Alle Infos zur Teilnahme finden Sie hier.
Wer 2019 dabei war, kennt ja das Verfahren bereits. Das könnte ein guter Grund sein, sich erneut zu bewerben. Mit welcher „Wiederholungstäter“-Quote rechnen Sie?
Wir rechnen mit einer Quote von bis zu 90 Prozent, denn die Rückmeldungen zur Aktion und zu den Studienergebnissen war durchgängig äußerst positiv. Wir hoffen aber auch, dass sich weitere Autohausbetriebe bereit erklären, an der Studie teilzunehmen. Verlierer gibt es ohnehin nicht, denn die ermittelten Daten können zur Optimierung der einzelnen Betriebe einen maßgeblichen Beitrag leisten. Sie sind also in jedem Fall ein Gewinn für den einzelnen Betrieb. Darüber hinaus veröffentlichen wir lediglich die Ergebnisse der Besten.Bei der Befragung können sich ja nur einzelne Betriebe beteiligen, nicht Gruppen als Ganzes. Das hat aber auch zur Folge, dass große Gruppen unter Umständen überproportional vertreten sind, wie etwa Emil Frey im Vorjahr. Ist das problematisch für die Auswertung? Für die Auswertung und das Gesamtkonzept ist die hohe Anzahl an Gruppenbetrieben nicht relevant. Gerade der Bezug auf einzelne Betriebe im Ranking verhindert, dass nur noch einzelne Autohausgruppen im Mittelpunkt stehen. Wir haben nämlich auch festgestellt, dass die Ergebnisse bezüglich einzelner Gruppenbetriebe doch häufig recht deutlich voneinander abweichen. Dennoch ist eine Dominanz gerade einzelner Gruppen innerhalb des Top-Rankings generell nicht auszuschließen. Dieser Umstand soll auch dazu ermutigen, dass auch mehr kleinere Autohausunternehmen am Projekt Beste Autohaus Arbeitgeber mitmachen.Was ist denn der größte Benefit des BAA für die Teilnehmer?Der größte Nutzen für den einzelnen Betrieb bezieht sich auf die spezifischen Auswertungen. Die ausgewiesenen Stärken-Schwächen-Profile bezüglich einzelner Kriterien in den relevanten Beziehungsfeldern können direkt in Optimierungsmaßnahmen einfließen. Hinzu kommt der Vergleich mit dem Durchschnitt sowie mit den Besten der Branche – also im Rahmen eines so genannten Benchmarkings. Nimmt der einzelne Betrieb dann auch noch wiederholt am Projekt teil, dann lassen sich zudem Veränderungen bei den Werten nachvollziehen – und damit auch die Wirkungen von bereits umgesetzten Maßnahmen.Laut ZDK wurden 2019 im deutschen Kfz-Gewerbe rund 2,5 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2018. Muss sich die Branche um den Nachwuchs Sorgen machen?Ja, die wahrgenommene Attraktivität des Kfz-Gewerbes bietet Anlass zur Sorge. Genau dieser Argumentationsstrang hat die Automobilwoche und unser Institut dazu bewogen, das Projekt Beste Autohaus Arbeitgeber umzusetzen. Wir möchten damit einen Beitrag leisten, das so genannte „Employer Branding“ des einzelnen Autohausbetriebes ins rechte Licht zu rücken. Denn gerade Autohausunternehmen bieten agile und schlagkräftige Strukturen, die gerade junge Menschen mit einem Willen zum Gestalten begeistern können.Mehr Informationen zum BAA 2020 finden Sie unter: www.ifa-info.de
Hier geht's direkt zum Teilnahme-Formular: Teilnahme-Formular