Investor erstattet Anzeige gegen Familiengesellschafter

Bei der Insolvenz des Zulieferers Weber Automotive gibt es weiter Ärger. "Eine von Ardian kontrollierte Gesellschaft hat bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main im Juli 2019 Strafanzeige wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Betrugs in besonders schwerem Fall, dem Verdacht des Kreditbetrugs sowie des Verdachts der unrichtigen Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Weber Automotive GmbH im Geschäftsjahr 2016 gegen die Altgesellschafter sowie Mitglieder der damaligen Geschäftsführung ("die Beschuldigten") eingereicht", heißt es in einem Statement von Ardian.

Weber Automotive hatte am 5. Juli 2019 Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Dem vorangegangen war ein Streit unter den Gesellschaftern über die Weiterfinanzierung des Zulieferers.

Laut Ardian hat sich die ambitionierte Geschäftsplanung der Altgesellschafter nicht im Ansatz materialisiert und sich die Familie Weber einer Finanzierungslösung verschlossen, die die Anforderungen des Sanierungsgutachtens erfüllt. Ardian hat im Dezember 2016 eine Mehrheitsbeteiligung an der Weber Automotive GmbH von der Weber AG (Schweiz) erworben.

Nach Angaben des Investors besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten vor und während des Verkaufsprozesses vorsätzlich unrichtige Angaben zum Geschäftsjahr 2016 sowie zur Prognose für die nachfolgenden Jahre gemacht haben. Außerdem hätten sie mutmaßlich entscheidungserhebliche Finanzkennzahlen und wenigstens den Jahresabschluss 2016 manipuliert.

"Damit hat sich bei den Mitarbeitern und Beratern von Ardian sowie den Mitarbeitern der Banken mutmaßlich ein falsches Bild über die jeweils aktuelle und kaufmännisch zu erwartende Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage der Weber Automotive GmbH ergeben", heißt es weiter in einer Mitteilung Ardians.

Im Rahmen der Erstellung des von Weber Automotive in Auftrag gegebenen Sanierungsgutachtens seien Sachverhalte aufgedeckt worden, die den Verdacht nahelegen, dass die Beschuldigten im Geschäftsjahr 2016 vorsätzlich nicht werthaltige Buchungen von bis zu 21 Millionen Euro erfolgswirksam bilanziert haben. Diese umfassten laut Ardian vorgebliche Ausgleichszahlungen, die ein Kunde von Weber Automotive leisten solle.

"Die Beschuldigten behaupteten, diese Ausgleichszahlungen seien in voller Höhe werthaltig sowie erfolgreich einzufordern und wiesen Mitarbeiter von Weber Automotive an, die Buchungen auszuführen", so Ardian. Tatsächlich habe der Kunde die zugrundeliegenden, mutmaßlich ohne Grundlage gestellten Rechnungen nie eingebucht und ihnen direkt nach Eingang widersprochen. "Letztlich zahlte der Kunde in Folge von Verhandlungen mit Weber Automotive wohl 800.000 Euro und somit nur einen Bruchteil der angeblich werthaltigen und bilanzierten Gesamtforderung von 21 Millionen Euro", so Ardian.

Nach Angaben des Investors wurde die Forderung in Höhe von 21 Millionen Euro nicht ausgebucht, sondern stattdessen verdeckt aus dem Vermögen der Familie Weber über eine Schweizer Holding-Gesellschaft an die Weber Automotive GmbH gezahlt und dort als Umsatz und sonstige betriebliche Erträge gebucht.

Der Mehrheitsgesellschafter Ardian, die Mitarbeiter von Weber Automotive, die finanzierenden Banken, wie auch die US-Tochtergesellschaft "wurden wohlgemerkt über Jahre im Glauben gehalten, dass diese Forderungen sich gegen einen Kunden von Weber Automotive richteten und auch in voller Höhe von dem Kunden bezahlt wurden", so Ardian.

Ziel der Altgesellschafter war es laut Ardian mutmaßlich, Ardian und die Banken durch diese Buchungen – auf Basis mutmaßlich gegenstandslosen und gegenüber dem Kunden nicht haltbaren Rechnungen – über die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft im Geschäftsjahr 2016 sowie über die Geschäftsaussichten zu täuschen. "Auf diese Weise sollte mutmaßlich ein absehbarer Bruch der Covenants spätestens im vierten Quartal 2016 vermieden und zudem der Unternehmensverkauf gesichert werden." Ebenso habe sich aus den mutmaßlich manipulierten Zahlen eine höhere Bewertung des Unternehmens ergeben, so dass laut Ardian auch der Verdacht bestehe, dass sich die Altgesellschafter persönlich bereichern wollten.

Eine Stellungnahme der Altgesellschafter steht noch aus.

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