Immer weniger Betriebe melden Umsatz- und Gewinnzuwachs

Darauf kann man aufbauen: Die Mittelständler der Automobilzuliefererbranche sind derzeit finanziell gut aufgestellt. Das ergab eine Auswertung der Jahresabschlüsse 2015 und der Halbjahresabschlüsse 2016 von mehr als 60 Unternehmen der IKB Deutsche Industriebank, die der Automobilwoche vorliegt.

Im Detail:

- Der Umsatz der betrachteten Zulieferer legte 2015 kräftig um über 6 Prozent zu.

- Die Eigenkapitalausstattung hat sich auf durchschnittlich 38 % der Bilanzsumme verbessert.

- Das Ebit lag bei durchschnittlich 5,6 Prozent - und damit 0,5 Prozentpunkt über Vorjahr.

- Zulieferer mit einem Jahresumsatz unter 250 Millionen Euro legten sogar auf 6 Prozent Ebit-Marge zu, Betriebe bis einer Milliarde Umsatz erreichten eine Gewinnmarge von 5,2 Prozent, Unternehmen mit über einer Milliarde Umsatz 5,6 Prozent.

Bei genauen Blick auf die Zahlenreihe von 2014 bis Mitte 2016 fällt aber auf: Das Wachstum hat sich verlangsamt. Lag das Umsatzplus 2014 bei noch fast 10 Prozent hat es sich in der ersten Hälfte 2016 auf unter 2 Prozent entschleunigt. Und: hatten 2014 noch fast alle Unternehmen mehr umgesetzt als im Vorjahr, waren es 2015 nur noch 80 Prozent und im ersten Halbjahr 2016 nur noch rund 60 Prozent. Die Ebit-Margen entwickelten sich ähnlich rückläufig.

"Das ist kein Grund zur Beunruhigung", sagt IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht. 2015 gab es den ersten Produktionsrückgang in der gesamten deutschen Auto-Industrie seit dem Krisenjahr 2009. Die Autoindustrie sei nun einmal sehr konjunktursensitiv; jetzt spüre man bereits eine Wiederbelebung der Industrie. Und nach wie vor handele es sich ja um Wachstum, betont Bauknecht, "für eine strukturelle Verlangsamung gibt es keine Anzeichen."

Für 2017 sind die Aussichten rosig. "Die Rahmenbedingungen sind sehr gut", sagt der Chefvolkswirt, "die Weltwirtschaft zieht an, die Produktion in Deutschland ebenfalls." Die IKB erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2017 um rund 1,5 Prozent wächst. Für die Eurozone geht die IKB von ebenfalls 1,5 Prozent Wachstum aus. Die Autoindustrie soll sogar um 2,4 Prozent wachsen - in etwa gleichstark wie 2016 also.

Für Umsatz und Erträge bedeutet das: Die Gewinne dürften sich auf dem jetzigen Niveau stabilisieren. Bauknecht und seine Kollegin Carolin Vogt, Co-Autorin der Studie sind aber skeptisch, ob es so weitergeht. Wichtige Märkte wie etwa Russland und Brasilien sind zuletzt stark eingebrochen, China hat sein Wachstum verlangsamt. "Deshalb und wegen des wieder steigenden Kostendrucks bleibt es fraglich, ob die Betriebe das Niveau von 2017/2018 halten können", so das Autorenteam.

Natürlich lassen auch die jüngsten Ereignisse wie etwa die Ankündigungen des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, Strafzölle auf in Mexiko produzierte Fahrzeuge zu erheben oder auch der Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt (Brexit) die Zulieferer nicht kalt. "Wir spüren eine leichte Investitionsunsicherheit bei einzelnen Unternehmen", sagt Bauknecht, „vor allem bei jenen, die in Mexiko investiert haben“.

Der Experte beruhigt aber in der Sache. "Die Diskussion über Zölle für Importe aus Mexiko sind nicht angebracht." Hintergrund: Der Anteil an allen Pkw-Importen in die USA ist seit 2009 rückläufig. "Und die Investoren schätzen die USA sehr wohl als attraktiven Automobilproduktionsstandort", so der Volkswirt. Also kein Trump-Effekt? "Nein, nachhaltige Auswirkungen auf die deutsche Automobilindustrie sollte es nicht geben", ist sich Bauknecht sicher.

Auch insgesamt stellen die Volkswirte der IKB dem Standort Deutschland ein gutes Zeugnis aus: Die Unternehmen investieren mehr als andernorts in Forschung und Entwicklung. Das werde immer wichtiger, um ihm Hochlohnland eine qualitative höhere Wertschöpfung zu halten. "Wenn Forschung und Entwicklungsgelds in Ausland abfließen, dann können wir beginnen, uns Gedanken zu machen. Aber das ist aktuell nicht der Fall", beruhigt Bauknecht.