BMW-Personalvorständin Ilka Horstmeier ist für die 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens weltweit verantwortlich und beschäftigt sich mit der Zukunft des Arbeitens. Zum Ressort der Topmanagerin gehören auch die Immobilien und damit auch der Bau des neuen Werks im ungarischen Debrecen, in dem die Neue Klasse anlaufen wird. Im Exklusiv-Interview spricht Ilka Horstmeier über die Lage auf der Baustelle, den Umgang mit Ungarns umstrittenem Ministerpräsident Viktor Orban, die Suche nach Fachkräften und die Zukunft des Homeoffice.
Frau Horstmeier, Sie verantworten als Vorständin bei BMW neben den HR-Themen auch die Immobilien des Konzerns und damit den Bau des neuen Werks in Debrecen. Wie weit sind Sie?
Wir haben Ende Oktober mit unserem Training Center das erste Gebäude am Standort in Betrieb genommen. Jetzt in den nächsten zwei Jahren wird es bei der Fertigstellung einzelner weiterer Teile Schlag auf Schlag gehen und Ende kommenden Jahres werden wir baulich im Wesentlichen fertig sein. Der Anlagenaufbau läuft parallel ebenfalls. Wir bauen in Debrecen erstmals nicht mehr sequenziell, sondern mit sogenannten Partial Handovers.
Was genau heißt das?
Grundlage für den Baufortschritt sind hochintegrierte Taktpläne zwischen Technologie und Bau, die ganz genau abstimmen, welche Gewerke wann, wo und wie miteinander verzahnt sind. Darin ist festgelegt, wer wann in welches Gebäude einzieht, welche Anlagen wann aufgebaut werden und wann einzelne Bereiche fertig sein müssen. Die Corona-Krise hat das Bauvorhaben um fast zwei Jahre verzögert – um rechtzeitig Ende 2024 fertig zu sein, geht es nur mit dieser ganz engen Verzahnung.
Das Werk in Debrecen entsteht auf 400 Hektar Grundfläche. Wie koordiniert man diese enge Verzahnung, ohne dass völliges Chaos entsteht?
Indem Sie dafür sorgen, dass jeder Handschlag auf der Baustelle ineinandergreift. Wir haben erstmals vollumfänglich Lean Management im Bau etabliert. Das ist die größte Änderung gegenüber früheren Werksbauvorhaben bei BMW – mit einer konventionellen, sequenziellen Bauweise hätten wir unseren Zeitplan gar nicht mehr einhalten können.