„Die Arbeitgeber bieten viel zu wenig Geld und weigern sich weiterhin, unsere Forderungen zur Arbeitszeit zu diskutieren. Darauf werden die Beschäftigten ab 8. Januar mit Warnstreiks antworten“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger nach der zweiten Verhandlung in Ludwigsburg. Im Südwesten arbeiten gut 960 000 der bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie.
Zuvor hatte Südwestmetall 200 Euro Einmalzahlung und eine Entgelterhöhung um 2 Prozent mit einer Gesamtlaufzeit von 15 Monaten angeboten – vorausgesetzt, die Flexibilisierungswünsche der Arbeitgeber wie eine Arbeitszeitausweitung bei Bedarf werden erfüllt. Zitzelsberger: „Eine solche doppelte Nullnummer ist realitätsfern, vollkommen unzureichend und kurz vor Ende der Friedenspflicht extrem fahrlässig.“"Das Angebot ist aus meiner Sicht vernünftig", sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf. Es beteilige die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen, lasse den Betrieben aber genug Spielraum, kommende Herausforderungen zu bewältigen. Es ist das gleiche Angebot, das bereits in einigen anderen Tarifbezirken auf dem Tisch liegt. Die IG Metall hatte es dort ebenfalls zurückgewiesen.
Die IG Metall fordert in der M+E-Tarifrunde 2018 eine Entgelterhöhung von 6 Prozent für 12 Monate sowie einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für maximal 2 Jahre. Danach soll die Rückkehr zur 35-Stunden-Woche oder eine erneute Verkürzung möglich sein. Die Arbeitgeber halten eine solche Regelung für rechtswidrig, weil sie aus ihrer Sicht alle Beschäftigten benachteiligt, die schon in Teilzeit sind und dafür keinen Ausgleich bekommen. "Wir haben an die IG Metall appelliert, diesen Teil der Forderung zurückzuziehen - hat sie nicht getan", sagte Wolf. Sie habe auch selbst kein Angebot vorgelegt.Für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen oder Kindern unter 14 Jahren soll es nach Willen der IG-Metall dafür einen monatlichen Entgeltzuschuss von 200 Euro geben, soweit sie ihre Arbeitszeit um mindestens 3,5 Stunden die Woche reduzieren. Für Beschäftigte in Schichtsystemen und anderen gesundheitlich belastenden Arbeitszeitmodellen, die ihre Arbeitszeit für mindestens 10 freie Tage absenken, fordert die IG Metall einen Zuschuss von jährlich 750 Euro. Bei einer begleitenden Aktion zur zweiten Verhandlung haben rund 5000 Metallerinnen und Metaller aus ganz Baden-Württemberg die Forderungen lautstark unterstützt.
Die IG Metall wirft den Arbeitgebern vor, ihre Forderung mit dem Vorwurf der Rechtswidrigkeit diskreditieren zu wollen. "Bei unseren Kernforderungen hören wir nur: "Geht nicht, wollen wir nicht, machen wir nicht"", sagte Zitzelsberger. Die Arbeitgeber fordern zwar ebenfalls eine Flexibilisierung der Arbeitszeitregeln - allerdings nach oben.
Verhandelt wurde am Donnerstag auch in Nordrhein-Westfalen. Im Südwesten findet die dritte Runde am 11. Januar in Böblingen statt. „Bis dahin erwarte ich, dass die Arbeitgeber ihren inakzeptablen Forderungskatalog, mit dem sie unter anderem die Abschaffung der heutigen Schichtzuschläge bezwecken, vom Tisch nehmen und endlich ernsthaft über unsere Arbeitszeitthemen verhandeln“, so Zitzelsberger. (ree/dpa)
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