Offenbar gibt es dieser Tage auch Freunde des Selbstzünders, die man beim besten Willen nicht nicht dem direkten Umfeld der Autoindustrie zuordnen kann. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte die Automobilwoche in Interview mit dem Karlsruher Antriebsexperten Thomas Koch, der von einer "Hexenjagd" auf den Diesel sprach, in der abwegige und teils sachlich schlicht falsche Argumente vorgebracht würden.
Nun gibt es Rückendeckung von einer auf den ersten Blick überraschenden Seite. Der grünen Politiker Winfried Kretschmann, Landesvater Baden-Württembergs sagte in der Stuttgarter Zeitung: „Ich bin ein Freund des Diesels. Ich habe mir sogar gerade selbst einen zugelegt.“
Kretschmann stellte auch klar, dass es noch keinen definitiven Beschluss für Fahrverbote von älteren Dieselfahrzeugen gäbe. „Vielleicht kommen sie auch überhaupt nicht, nämlich dann, wenn es die Industrie schafft, ältere Dieselmotoren nachzurüsten“, betonte er.
Da sieht der grünen Politiker dann doch aktuen Nachholbedarf von Seiten der Hersteller. Die hätten behauptet, es sei nicht mögliche ältere Diesel so nachzurüsten, dass sie den neuen Standards entsprechen. Seit der Debatte über Fahrverbote habe sich diese Haltung geändert. „Das erhellt ja auch einiges“, so Kretschmann.
Das Image des Dieselantriebs hat seit dem Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Werte bei Dieselfahrzeugen aus dem VW-Konzern stark gelitten. Vor allem in Deutschland, dem wichtigsten Absatzland für Dieselfahrzeuge in Europa, ist die Unsicherheit und der Ärger groß.
So sind die Diesel-Zulassungen in Deutschland im März entgegen der guten Gesamtmarktentwicklung um 2,8 Prozent zurückgegangen. Ihr Anteil von 40,6 Prozent liegt fast sechs Prozentpunkte unter dem des Vorjahrs und ist der niedrigste März-Wert seit 2010.
Die Welt am Sonntag berichtet über Daten des Branchendienstes Dataforce, nach denen der Absatz von Firmenwagen mit Dieselantrieb zurückgegangen ist. In diesem Segment habe VW sogar 7,3 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt um 1,2 Prozent zugelegt habe.
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