IAA elektrisiert die deutsche Autoindustrie und lässt sie alle Kräfte mobilisieren

Allen Unkenrufen und der Dieselkrise zum Trotz – die deutschen Automobilhersteller mobilisieren alle Kräfte, um auch in Zukunft ihre Spitzenposition in der Weltzu behaupten.

Zwar ist nicht alles Gold,was glänzt, und Initiativen, Ankündigungen von Kooperationen, neue Technologien, Investments und Zielmarken sindeinfach noch nicht konkret genug. Aber es gibt keinen Zweifel daran, dass Audi,BMW, Daimler und Volkswagen dem Wettbewerb – egal ob aus Silicon Valley oder China – auch nur einen einzigen Kunden kampflos preisgeben werden.

Und siehe da, in Wolfsburg, München und Stuttgart hat man sich einiges ausgedacht. Die Highlights:

• VW wird im Rahmen der Roadmap E in den nächsten 13 Jahren 20 Milliarden Euro in Elektromobilität investieren.
• BMW bringt bis 2025 zwölf reine Stromer und 13 Plug-in-Hybride auf den Markt.
• Daimler wird den Smart ab 2020 nur noch elektrisch anbieten.
• Audi präsentiert – neben dem bereits teilautonom fahrenden A8 – mitAicon eine Studie, die das Fahrzeug mehrals mobiles Wohnzimmer denn als Transportmittel zeigt.

Gerade Audi zeigt, dass man vom chinesischen Markt gelernt hat. Dort fahren vor allem junge Autokäufer weniger auf imposante PS-Zahlen ab, sondern auf schadstofffreie Autos mit Entertainment, gepaart mit innovativer Kommunikation, in dem sie sich wohlfühlen. Wohnzimmer halt. Und das Ganze zu einem günstigen Komplettpreis.

Aber, bei aller berechtigten Freude, es bleiben noch eine Menge Baustellen, und da ist an vorderster Front das Thema Konnektivitätslösungen. Welche Daten werden wie erfasst, vernetzt und in welche Serviceleistungen übersetzt? Welche Rolle spielen dabei ergänzende Technologien wieBlockchain und Telematik, um zum Beispiel kundenfreundlicheBezahlsysteme und kostenoptimierte Versicherungslösungen anzubieten?All das wird ohne bessere und intensivereKooperationen zwischen Auto-, IT und Finanzdienstleistungsindustrie nicht funktionieren.

Es ist noch viel zu tun, dennoch geht von der IAA ein Signal aus: Die Automobilindustrie, will sich (endlich!) wieder mit voller Kraft auf die Gestaltung der Zukunftsaufgaben konzentrieren und die schädlichen Diskussionen zu Diesel und Co. hinter sich lassen.

Karsten Crede ist CEO von Ergo Mobility Solutions.Vor seiner Berufung war Crede CEO für Global Automotive der Allianz SE und zuvor Chef des Volkswagen Versicherungsdienst.