"Hohe Kaufbereitschaft ab 300 Kilometer Reichweite"

Die im Juli vergangenen Jahres eingeführte Umweltprämie hat bislang nicht die Hoffnungen auf eine Initialzündung für die Elektromobilität in Deutschland erfüllt.

Trotz Umweltprämie wurden nur 11.410 reine Elektroautos zugelassen. Im Vergleich zu den 12.363 E-Autos des Jahres 2015 ist dies ein Rückgang um fast acht Prozent. Mit 9023 Anträgen hielt sich auch das Interesse an der Umweltprämie in sehr überschaubaren Größenordnungen.

Das muss aber nicht so bleiben, zeigt eine neue Marktstudie des Online-Marktforschers YouGov in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM) unter Leitung von Stefan Bratzel. Für die Studie wurde die YouGov-Datenbank ausgewertet, auf der im Jahresverlauf bislang jährlich rund 60.000 Menschen in Deutschland regelmäßig befragt werden.

Hauptergebnis der Auswertung: 64 Prozent der Autofahrer in Deutschland sehen in Elektroautos das Transportmittel der Zukunft. Und immerhin 55 Prozent von ihnen sind auch bereit, für umweltfreundliche Produkte mehr zu bezahlen. Das ergibt der vor wenigen Tagen in Auszügen veröffentlichte Report "E-Mobilitiy - Vom Ladenhüter zum Erfolgsmodell."

Konkret zeigen demnach 22 Prozent der Befragten eine "hohe Bereitschaft", in den nächsten vier Jahren ein E-Auto anzuschaffen. 31 Prozent sind hierbei noch unentschlossen. Allerdings ist ein Großteil von 47 Prozent noch nicht überzeugt von den umweltfreundlichen Autos: Sie zeigen nur "niedrige Bereitschaft" zum Kauf.

Die Befragten sehen wie zu erwarten die größten Vorteile von E-Autos in ihrer Umweltfreundlichkeit (90 Prozent), ihrem geringen Lärm (82 Prozent) und auch in steuerlichen Vorteilen (81 Prozent).

Geringe Wartungskosten erkennen aber erst 57 Prozent der Befragten als Vorteil an und auch nur 54 Prozent sind über die guten Beschleunigungswerte von E-Autos im Bilde. Hier liegt somit noch Potenzial für die Steigerung der Akzeptanz.

Die größten Nachteile sehen die Befragten erwartungsgemäß noch im hohen Preis (89 Prozent), in der geringen Reichweite (88 Prozent), weiten Entfernungen zu Ladestationen (85 Prozent) und langen Ladezeiten (76 Prozent). Auch eine geringe Geschwindigkeit vieler E-Autos wird häufig bemängelt (57 Prozent), ebenso eine geringe Höchstgeschwindigkeit (49 Prozent).

In all diesen Bereichen liegen daher nach Einschätzung der Autoren der Studie Chancen, die Akzeptanz zu verbessern. Die Reichweite sollte der Studie zufolge mindestens zwischen 301 und 500 Kilometern liegen. Ab diesem Wert steigt die geäußerte Kaufbereitschaft bei den Befragten mit hohem E-Mobility-Potenzial auf über 70 Prozent. Die Nähe zur nächsten Ladestation ist ebenfalls ein wichtiger Faktor innerhalb der Potenzialgruppe: Eine zwischen einem und drei Kilometern entfernte Ladestation führt bei 63 Prozent zur Steigerung der Kaufabsicht.

"Autofahrer erwarten von Elektroautos in erster Linie, dass diese im Hinblick auf die Leistungsmerkmale ebenso gut ausgestattet sind wie konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor", sagt CAM-Chef Stefan Bratzel. "E-Autos werden nicht aus der Nische kommen, wenn diese als Verzichtsobjekte wahrgenommen werden. Elektrofahrzeuge müssen vielmehr neue Begehrlichkeiten auslösen, dann kommen sie für Kunden auch als Erstwagen infrage."