München. Für alle Ebenen vom Auszubildenden bis zum Meister entwickelt das Berufsbildungszentrum (BBZ) der Kfz-Innung München-Oberbayern Qualifizierungsmodule zur Hochvolttechnik in Elektrofahrzeugen. Zur Unterstützung dieser Aktivitäten hat Iveco Bayern dem BBZ einen Daily Electric-Transporter übergeben, an dem die Lernenden üben können.
Elektroautos besitzen nicht nur eine völlig andere System-Architektur, sondern bergen auch wegen der hohen Spannungen, die deutlich über 300 Volt Gleichspannung liegen können, für Ungelernte beträchtliches Gefahrenpotenzial. Bereits heute muss jeder Mechaniker für die Arbeit an Elektrofahrzeugen den „Sachkundenachweis HV (Hochvolt)-Anlagen“ sowie Spezialkenntnisse zum jeweiligen Fahrzeug besitzen. Einzelne Hersteller – etwa Iveco in seiner Service-Akademie Ulm – bieten zwar Kurse an, die aber nur auf ihre Produkte ausgerichtet sind. Produktübergreifend und in die allgemeine Ausbildung integriert, geht das BBZ der Kfz Innung München-Oberbayern diese Aufgabe jetzt strukturiert an und nutzt dazu unter anderem das Elektrofahrzeug von Iveco.
Der Hintergrund: Im Sommer 2013 wurde die Ausbildung für Kfz-Mechatroniker reformiert. Seitdem lernen in allen Ausbildungsschwerpunkten Kfz-Mechatroniker die Besonderheiten beim Arbeiten an HV-eigensicheren Fahrzeugen kennen. Mit Abschluss der Gesellenprüfung können und dürfen Kfz-Mechatroniker nun Systeme selbst spannungsfrei schalten. Kfz-Mechatroniker, welche die Spezialisierung für System- und Hochvolttechnik durchlaufen haben, dürfen zusätzlich Diagnose und Fehlersuche an Hochvoltsystemen durchführen sowie Bauteile wechseln.
Das Qualifizierungsprojekt der Kfz-Innung München-Oberbayern greift diese Ansätze auf und wird Qualifizierungsbausteine für Fachkräfte aller Ebenen des Kraftfahrzeug- und des Zweiradmechanikerhandwerks vom Auszubildenden bis zum Meister für den in Werkstätten erforderlichen Umgang mit den neuen elektromobilen Fahrzeugtechnologien entwickeln. Das Projekt ist Teil des von der Bundesregierung geförderten Schaufensterprojekts „Elektromobilität verbindet Bayern-Sachsen (EVBS)“.
Bei dem jetzt ans BBZ der Kfz-Innung übergebenen Fahrzeug handelt es sich um einen „Daily Electric“ 35 S 60 E. Der 3,5-Tonner wird von einem wassergekühlten Drehstrom-Asynchronmotor angetrieben. Die Spitzenleistung beträgt 60 kW. Das Drehmoment von 260 Nm liegt ab der ersten Umdrehung an und reicht für eine (abgeregelte) Geschwindigkeit von 70 km/h. Gespeichert wird der Strom in Natrium-Nickelchlorid-Hochtemperaturbatterien mit Vakuum-Isolation, einer Nennspannung von 278 V und einer Kapazität von 76 Ah. Je nach Einsatzzweck können zwei bis vier Batterien eingesetzt werden.