Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn, gegen den gerade in den USA Anklage erhoben und Haftbefehlt erlassen wurde, wird laut "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR auch in Deutschland von einem hochrangigen Juristen des Konzerns im Abgas-Skandal schwer belastet. Der namentlich nicht genannte VW-Jurist habe der Staatsanwaltschaft Braunschweig von einem Gespräch berichtet, das er am 27. Juli 2015 mit Winterkorn in dessen Büro in der Wolfsburg Konzernzentrale geführt habe. Die beiden hätten sich darüber unterhalten, dass in Diesel-Fahrzeugen von VW für den US-Markt eine betrügerische Software verbaut sei. Der Jurist will Winterkorn demnach die Einschätzung von hauseigenen Technikern geschildert haben, wonach diese Software ein verbotenes "defeat device" sei, berichten "SZ", NDR und WDR weiter.
Der VW-Jurist gehöre ebenso wie Winterkorn zu den zahlreichen Beschuldigten bei den Ermittlungen deutscher Behörden im Abgas-Skandal. Er will Winterkorn demnach eindringlich den Rat gegeben haben, es nicht darauf anzulegen, von den US-Behörden überführt zu werden, sondern selbst die Initiative zur Aufklärung zu ergreifen. Winterkorns Anwalt Felix Dörr sagte "SZ", NDR und WDR, er könne zu der Aussage des Juristen nichts sagen, da ihm die Vernehmung nicht vorliege. (os)
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