Berlin. Der Kartenspezialist Here hat eine Cloud-Technologie entwickelt, über die anonymisierte Datenmengen von Fahrzeugen verarbeitet, analysiert und wieder versendet werden können. Mit dieser sogenannten Schnittstellenspezifikation will die Nokia-Tochter der Automobilindustrie einen einheitlichen Standard anbieten, der sie bei der Weiterentwicklung von Technologien zum automatisierten Fahren unterstützt und dabei zur Sicherheit im Straßenverkehr und zur Entlastung des Verkehrs beiträgt.
Praktisch werden anonymisierte Daten von Autos jedweder Hersteller in der Here-Cloud gesammelt und ausgewertet. Mit dabei sind beispielsweise die Sensordaten der Scheibenwischer, die über die Temperatur und möglichen Niederschlag bei bestimmten Koordinaten Auskunft geben. Reifensensoren geben über die Fahrbahnbeschaffenheit Auskunft, ob sie glatt, verschneit oder trocken ist. GPS-Daten melden, ob der Verkehrsfluss zäh ist, das Auto im Stau steht oder alles ganz normal läuft. Diese Daten werden in der Here-Cloud gesammelt, ausgewertet und an die angeschlossenen Fahrzeuge wieder ausgesendet, sodass ein detailliertes Echtzeit-Bild von Straßen und Verkehr entworfen wird. In den angeschlossenen Fahrzeugen werden diese Daten ins Navigationssystem in Echtzeit übertragen und melden so exakte Hindernisse auf der Strecke, oder welche Wetterverhältnisse auf der geplanten Route. Mit einbezogen werden sollen auch Daten zu Unfällen und Baustellen.
Here ist davon überzeugt, dass sich diese Schnittstellentechnologie durchsetzen wird, weil die Vernetzung der Fahrzeuge ständig wächst. Allein bis zum Jahr 2020 sollen jährlich rund 33 Millionen vernetzungsfähige Fahrzeuge verkauft werden, so die Prognose der Marktforscher von SBD. Autos werden pro Jahr mehr als 163 Millionen Terrabytes an Daten erzeugen, die sie über ihre fahrzeugeigenen Kameras und Sensoren erfassen.
Here will diese Technologie der gesamten Automobilindustrie durch eine "Creative Common Lizenz" frei zur Verfügung stellen. Here hat diese Technologie bereits gemeinsam mit Autoherstellern entwickelt, bestätigte ein Sprecher. Zudem heißt es, man sei bereits mit Herstellern im Gespräch und wolle diesen Sommer weitere Experten aus der Branche zur Diskussion einladen.
"Fahrzeuge generieren in jeder Sekunde eine Fülle an Daten über die aktuellen Straßen- und Verkehrsverhältnisse, die vor allem für nachfolgende Fahrzeuge äußert hilfreich sein können", sagt Dietmar Rabel, Director Automated Driving bei Here. "Über eine einheitliche Schnittstelle können wir die Daten schneller und besser zu wertvollen Informationen verarbeiten. Das verhindert Unfälle auf den Straßen und reduziert die Zeit, die wir in Staus vergeuden. Außerdem bringt eine solche Standardisierung die Industrie dem Ziel des autonomen Fahrens ein ganzes Stück näher."