Hamburg. Der neue VW-Manager Herbert Diess hat sich in einem Interview zu seiner Sichtweise auf die wachsende Bedeutung moderner Informationstechnologie und zeitgemäßer Interessenvertretung der Mitarbeiter geäußert. "Mobilität wird sich stark verändern", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Marke Volkswagen Pkw in einem Interview gegenüber "Mitbestimmen!", der Zeitung des VW-Betriebsrats. Als Beispiele für seine These führte der frühere BMW-Entwicklungschef an, dass es "mehr E-Fahrzeuge geben" werde sowie "Internet und Digitalisierung eine viel größere Rolle spielen" werden. Der Wettbewerb aus der Internet-Welt sei eine große Herausforderung für die Automobilindustrie, räumte Diess ein. Zugleich gab er sich kämpferisch und voller Zuversicht: "Volkswagen nimmt diese Herausforderung an".
Weniger ist mehr bei Pkw-Optionen
Mit Blick auf das vor seinem Amtsantritt angeschobene Effizienzprogramm beim Hauptlabel des Wolfsburger Zwölf-Marken-Konzerns lobte die Führungskraft das Engagement der Beschäftigten als "absolut positiv". Es sei ihm sehr wichtig, dass entsprechende Vorschläge aus der Mannschaft kommen. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen – über alle Bereiche hinweg", appellierte der in München geborene Wahl-Niedersachse. "Besonders gut haben mir die Vorschläge zur Variantenreduzierung gefallen", bekräftigte Diess in diesem Kontext, "eine wichtige Voraussetzung für weitere Verbesserungen bei der Qualität und Produktivität".
Kooperation für das große Ganze
Der im VW-Konzern seit jeher vergleichsweise stark ausgeprägte Einfluss der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter auf taktisch und strategisch bedeutsame Entscheidungen stellt für den Ex-BMW-Oberen offenbar kein Problem dar. Im Gegenteil, zumindest unter einer Bedingung: "Mitbestimmung ist ein Erfolgsmodell, wenn beide Partner im Unternehmensinteresse agieren, wie das bei Volkswagen praktiziert wird", erklärte Diess. Den Chef des VW-Betriebsrats, Bernd Osterloh, habe er "in ersten Gesprächen als Pragmatiker kennengelernt, der immer für das Unternehmen Position bezieht und dabei durchaus das Management fordert".
Lederhose war, rundes Leder wird
Im eher folkloristisch gefärbten Ausstieg des "Mitbestimmen!"-Gesprächs bekannte sich der Bayer Diess ausdrücklich zum Engagement von Volkswagen rund um die beliebteste Ballsportart der Deutschen. Es sei etwa "beeindruckend, welche Entwicklung der VfL (Wolfsburg, Werksclub von VW; Anm. d. Red.) genommen hat". Er freue sich auf dessen Heimspiele in der Arena am Mittellandkanal. Bernd Osterloh, der das Interview begleitete, nahm Diess' Flanke auf – und verwandelte sie routiniert: "Wer außer automobiler Kompetenz auch noch Fußballleidenschaft mit nach Wolfsburg bringt, der hat bei uns gute Karten", so der Betriebsratsvormann. Diess, 56, gilt als ein jener Kronprinzen, die bei nachhaltigem Erfolg im jeweiligen Top-Job perspektivisch auf Martin Winterkorn, 68, im Amt des VW-Konzernlenkers folgen könnten.