Der Volkswagen Konzern richtet seine Beschaffung für elektronische Bauteile und Halbleiter neu aus. Der Autohersteller will so die Versorgung langfristig sicherstellen.
Dazu wurde jetzt eine neue Strategie für die Beschaffung von Bauteilen mit elektronischen Komponenten aufgesetzt. VW verhandelt in Zukunft direkt mit den Halbleiterherstellern statt über seine Tier-1-Zulieferer zu gehen. "Bei strategisch wichtigen Halbleitern und zukünftig sogar für den Konzern geplante Eigenentwicklungen setzen wir auf einen direkten Einkauf bei den Halbleiterherstellern“, sagte Dirk Große-Loheide, Beschaffungsvorstand der Marke Volkswagen Pkw und Mitglied der erweiterten Konzernleitung.
Große-Loheide: "Eine hohe Transparenz in der Halbleiter-Wertschöpfungskette, die genaue Kenntnis der verwendeten Bauteile, ermöglicht es uns, den weltweiten Bedarf und die Verfügbarkeit dieser Bauelemente besser zu bestimmen. Dies wird unterstützt von einem Risiko-Management, das zukünftig bis auf das Niveau einzelner elektronischer Bauteile reicht und uns hilft, Engpässe frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden."
Künftig soll die Beschaffung des Konzerns in enger, partnerschaftlicher Kooperation mit den Tier-1-Zulieferern definieren, welche Halbleiter und andere elektronische Bauteile verwendet werden. In der Vergangenheit wurden elektronische Komponenten wie etwa Steuergeräte beschafft und es war den Tier-1-Zulieferern weitestgehend überlassen, welche Bauteile sie verwendet haben.
Die neue Strategie geschieht markenübergreifend. Dafür wird das sogenannte Semiconductor Sourcing Committee (SSC) eingerichtet, mit Managern aus Beschaffung und Entwicklung der Marken, der Volkswagen Group Components sowie Vertretern des hauseigenen Softwarehauses Cariad.
Als Vorteile gibt Skoda-Vorstand und Chip-Verantwortlicher Karsten Schnake an: Transparenz auf Halbleiterebene, so dass im Fall von Engpässen technische Alternativen schneller identifiziert werden können. Und eine Reduzierung der Variantenvielfalt in der Hardware, was für eine geringere Softwarekomplexität sorgt.
Halbleiter sind in der Automobilindustrie unverzichtbar und werden durch die zunehmende Digitalisierung des Fahrzeugs sowie dessen Elektrifizierung noch wichtiger. So waren 1978 nur acht Halbleiter in einem Steuergerät eines Porsche 911 verbaut. Heute hat ein Skoda Enyaq rund 90 Steuergeräte mit rund 8.000 darin verbauten elektronischen Bauelementen.