Großunternehmen beschließen Datenplattform-Allianz

Zu einer gemeinsamen branchenübergreifenden Datenplattform haben sich die Unternehmen Allianz, Axel Springer, Daimler, die Deutsche Bank mit der Postbank sowie die IT-Beratung Core und der Kartendienst Here zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie eine Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform ins Leben rufen, um es Kunden leichter zu machen, sich für Dienste und Services im Internet zu registrieren. Die sieben Unternehmen unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Die Kooperation soll ein wettbewerbsfähiger, europäischer Gegenpool zu Google, Facebook und Co sein.

Zum Hintergrund: Wer sich im Netz heutzutage auf Webseiten mit einem Account anmeldet, kann sich häufig nicht nur mit seinen eigenen Daten registrieren, sondern gleich das bereits vorhandene Facebook-, Twitter-, LinkedIn-, oder Google-Profil nutzen. Für den Kunden ist das praktisch, er muss sich nicht neu einloggen. Für die Firmen ist es goldwert, weil Daten zwischen Facebook und der anderen Webseite ausgetauscht werden können – und die Datensammler freuen sich. Datenschützer bereiteten diese Prozesse seit jeher Sorgen.

Die Plattform der Unternehmen Daimler, Allianz, Axel Springer und Co. soll nun eine Antwort auf all diese Anmeldeprozesse liefern, die von amerikanischen Unternehmen wie Google oder Facebook mittlerweile weltweit etabliert sind. Zudem betonen sie, bei dieser Plattform "höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten" zu wollen.

Kern des geplanten einheitlichen Zugangs für Online-Angebote wird ein sogenannter Generalschlüssel sein. Diesen können Kunden branchenübergreifend verwenden, um sich bei anmeldepflichtigen Webseiten zu registrieren und zu identifizieren. Die Plattform soll den Nutzern mehr Komfort und auch mehr Datensicherheit und Datenschutz bieten. Sie soll das reformierte EU-Datenschutzrecht berücksichtigen sowie auch die eIDAS-Verordnung, die die Vertrauensdienste der Online-Ausweisfunktion reguliert.

Zudem soll die Plattform offen konzipiert und kompatibel zu laufenden Vorhaben des Bundes, der Länder und der Kommunen, wie etwa den Bürgerportalen sein. In einer späteren Ausbaustufe sind zusätzliche Funktionen wie etwa ein digitaler Behördenzugang (eGovernment) denkbar. Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sind mit dieser Plattform möglich.

Statt auf vereinzelte Integrationslösungen zu setzen, wollen die Initiatoren eine gemeinsame Infrastruktur nutzen. Diese ermöglicht eine unternehmensübergreifende Vernetzung sowie eine breitere Marktabdeckung im Sinne der Industrie 4.0.

Mit den Partnern aus den Branchen Versicherung, Medien, Auto und Banken deckt die Initiative bereits ein breites Datenspektrum ab.

Unternehmen aus eCommerce, Handel, Luftfahrt und Telekommunikation sowie weiteren Sektoren sollen kurzfristig als Partner gewonnen werden. Erste Verhandlungen mit interessierten Unternehmen laufen bereits. So haben die Gespräche mit der Deutschen Telekom über eine Mitarbeit im Projekt kürzlich begonnen.

Daimler jedoch ist bislang als einziger Hersteller Teil dieser Initiative. BMW halte zwar Anteile am Kartendienst Here, sei aber über diese Eignerschaft nicht an der Initiative beteiligt, heißt es von dem Münchner Autohersteller. Zu möglichen Gesprächen, ob man der Initiative beitreten wollen, wollte man sich nicht äußern.

Die Kooperation versteht sich als wettbewerbsfähige, europäische Antwort auf die internationale Plattformwirtschaft. Die Initiative ist im Austausch mit der Politik und wird insbesondere vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie begrüßt. Auch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) sowie die European School of Management and Technology (ESMT) sind eingebunden, um das Projekt wissenschaftlich zu begleiten.

Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sei mit der Plattform möglich. In einer späteren Ausbaustufe seien zusätzliche Funktionen wie ein digitaler Behördenzugang denkbar.

Lesen Sie auch:

Quantencomputer beschleunigt Digitalisierung bei VW

Exklusiver Kundenservice: Warum Webcams die Werke erobern