Die britische Premierministerin Theresa May hat in ihrer mit Spannung erwarteten Rede Details zum Austritt des Landes aus der Europäischen Union bekannt gegeben. Direkt zu Beginn kündigte sie an, sie wolle keine Teil-Mitgliedschaft "oder irgendetwas, das uns halb drin, halb draußen lässt". Auch eine Regelung wie für Norwegen, das zwar kein EU-Mitglied ist, aber gegen Beiträge zum EU-Haushalt und Freizügigkeit für EU-Bürger einen vollen Zugang zum Binnenmarkt erhalten hat, komme nicht in Frage, berichtet das "Handelsblatt".
"Wir streben nicht danach, an Häppchen der Mitgliedschaft festzuhalten, wenn wir gehen", stellte May klar. Großbritannien soll ihren Plänen zufolge aus dem Binnenmarkt und der Zollunion ausscheiden und stattdessen ein Freihandelsabkommen mit der EU abschließen. Der Handel soll so zollfrei und reibungslos wie möglich bleiben. Man wolle "bester Freund und Nachbar" der Europäer bleiben.
Das Ergebnis der Austrittsverhandlungen, die im März beginnen sollen, will May in beiden Kammern des Parlaments zur Abstimmung stellen. In ihrem Zwölf-Punkte-Plan ist eine Beschränkung der Einwanderung von EU-Bürgern vorgesehen. Zudem will sich Großbritannien in Zukunft nicht mehr an die Urteile des Europäischen Gerichtshofs halten.
Die Verhandlungen über den Austritt werden mindestens zwei Jahre dauern. Gleichzeitig will May mit der EU ein Handelsabkommen aushandeln, um möglichst direkt nach dem Ende der Mitgliedschaft weiterhin Zugang zum EU-Markt zu haben. Die EU hat allerdings mehrfach deutlich gemacht, dass es für Großbritannien keinen Zugang zum Binnenmarkt geben wird, wenn das Land die Freizügigkeit beschränkt. Die EU fürchtet, dass andere Ländern den Briten nacheifern und ebenfalls austreten könnten, wenn die Briten keine Nachteile aus dem Austritt haben.
Für die Autoindustrie hätte es erhebliche Folgen, wenn zwischen der EU und Großbritannien wieder Zollschranken errichtet werden. Von den deutschen Autobauern wäre wohl BMW am stärksten betroffen, dessen beide Tochtermarken Mini und Rolls-Royce britisch sind. Noch ist nicht absehbar, wie sich ihr Absatz entwickeln wird. Bei Rolls-Royce dürfte es aufgrund der Preislage egal sein, wenn die Autos aufgrund des Zolls noch etwas teurer würden, bei Mini sieht das schon anders aus. Die Nachfrage in Großbritannien dürfte jedenfalls sinken, wenn die auf den Kontinent gebauten Autos teurer werden. Hersteller mit großen Werken auf der Insel dürften ins Grübeln kommen.
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