Das Karlsruher Forschungsinstitut KIT hat Zweifel an der Methodik der Schadstoffmessungen geäußert (die Automobilwoche hat berichtet). Die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten wollen deshalb im Interview mit VDA-Präsident Matthias Wissmann wissen, wie er die heutigen Messverfahren sieht.
"Man müsste diese Erkenntnisse der Karlsruher Forscher jedem Apokalyptiker ins Stammbuch schreiben, der so tut, als ob in Stuttgart demnächst die Welt unterginge", echauffiert sich Wissmann. Die Methode der Regulierung sei, so Wissmann, "ohnehin hoch fragwürdig".Es sei nur schwer nachvollziehbar, warum am Stuttgarter Neckartor 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft gölten, im benachbarten Büro 60 Mikrogramm und in der etwas weiter entfernt liegenden Fabrik 950 Mikrogramm. "Bei allen Fehlern, die einige in der Automobilindustrie gemacht haben, muss auch die Frage gestellt werden, ob die Festlegung der Grenzwerte sachgerecht erfolgt ist", sagte Wissmann.Auf die Nachteile der Elektromobilität angesprochen - Energie- und Rohstoffverbrauch bei seiner Produktion sind enorm, die Entsorgung ist ungeklärt - entgegnet der VDA-Präsident, ja warnt sogar: "So wichtig die Elektromobilität auch ist – es wäre ein großer Fehler, allein auf diese Technologie zu setzen."Sei es doch unvorstellbar, so Wissmann, dass in Afrika, Lateinamerika oder Indien in den nächsten 20 Jahren Hunderte von Milliarden Euro für Ladenetze ausgegeben würden."Werden Verbrennungsmotoren mit neuartigen Biokraftstoffen oder gar mit synthetischen Kraftstoffen betrieben, die so viel Kohlendioxid binden, wie sie abgeben, wird der Verbrennungsmotor klimaneutral. Neue Kraftstoffe bieten somit große Chancen – für den Klimaschutz und die Industrie", ist sich Wissmann sicher.Ängste, dass die politische Elite den Verbrenner verbieten könnte, zerstreut der VDA-Präsident im Gespräch mit dem Blatt: "Eine solche Deindustrialisierung will kein vernünftiger Politiker", sagt er und meint damit das Aufs-Spiel-Setzen von 400.000 bis 500.000 Arbeitsplätzen, die laut Ifo-Institut am Verbrenner hängen.Lesen Sie auch:Ruß-NOx-Schere: Professor plädiert für höhere FeinstaubwerteKIT Antriebsexperte Koch über den Diesel: "Hexenjagd, die ihresgleichen sucht"VDA-Präsident Wissmann
Grenzwerte für Schadstoffe sind hoch fragwürdig
"Bei allen Fehlern, die einige in der Automobilindustrie gemacht haben, muss auch die Frage gestellt werden, ob die Festlegung der Grenzwerte sachgerecht erfolgt ist", sagt VDA-Präsident Wissmann im Gespräch mit einer süddeutschen Regionalzeitung.