"Graue Haare, dritte Zähne, neues Auto"

Bremen. Die Geschichte von der Überalterung deutscher Neuwagenkäufer ist eine Mär. Das beliebte Motto "Graue Haare, dritte Zähne und neues Auto" sei ein hartnäckig gepflegtes Vorurteil, das allerdings inzwischen als widerlegt zu gelten habe. Dies sagte Karl-Heinz Bley, Präsident des Landesverbands Niedersachsen-Bremen im Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe, im Rahmen der Jahrespressekonferenz zu Bremen.

In seiner Marktanalyse bezog sich Bley auf den aktuellen DAT-Report. "Der Neuwagen-Käufer ist im Durchschnitt 45,5 Jahre alt", zitierte der Funktionär aus der einschlägigen Untersuchung. Im Rückblick auf das Autogeschäft 2015 in der Hansestadt an der Weser sagte Bley: "Es war ein starkes Jahr". Den Jahresumsatz bezifferte er mit 1,21 Milliarden Euro. Zugleich betonte Bley die aktuellen Probleme der Branche in der norddeutschen Stadt, die jenen des sie umgebenden Flächenstaats Niedersachsen ähneln; zur Lage der Zunft im Nachbarbundesland hatte er am Vortag referiert.

Auf Anfrage der Automobilwoche zu seiner Einschätzung der Perspektiven für die Traditionsmarke Borgward, die in Bremen ihre Wurzeln hat und nun unter chinesischer Aufsicht reanimiert werden soll, erklärte Hans-Jörg Koßmann: "Ich antworte als gebürtiger Bremer und kann mir ein nachhaltiges Wiederaufleben des Labels nicht recht vorstellen". Koßmann fungiert als Obermeister und stellvertretender Landesinnungsmeister der Kfz-Techniker-Innung Bremen im Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe. In früheren Jahren sei Borgward "eine Ikone gewesen" (Koßmann), bei den heutigen Produkten der Marke handele es sich um "Massenware". Borgward wird Anfang März im Rahmen des Genfer Salons ein weiteres Fahrzeug vorstellen.

Auch mit Blick auf die Elektromobilität äußerte sich der Obermeister tendenziell skeptisch: "Autos mit entsprechenden Antriebsarten werden noch für längere Zeit Nischenprodukte bleiben". Gleichwohl würden Auswirkungen der Umstellung von Benzin- und Diesel-Autos auf Stromer perspektivisch im Servicegeschäft zu spüren sein: "Verschleißteile wie eine Abgasanlage müssen bei rein elektrisch motorisierten Pkw nun mal nicht ausgetauscht werden, da werden wir eines Tages auch über die davon betroffenen Arbeitsplätze zu sprechen haben", prognostizierte Koßmann bei der Frage-Antwort-Runde in der Bremer Innenstadt.